Block-Künzler, Guido: Einmal Mainz und zurück
Mit dem Rad rund um Rheinland-Pfalz
1. Auflage, BoD.
Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt
© Guido Block-Künzler Alle Rechte vorbehalten
Umschlagphoto, Bilder und Gestaltung: Guido Block-Künzler
ISBN: 978 384 825 2893
Voraussichtlicher Erscheinungstermin: 2018
Mit dem Rad rund um Rheinland-Pfalz
Die von mir benutzten Radwege
Zum Teil bin ich die Rheinland-Pfalz Radroute gefahren - ein Rundweg einmal um das Land Rheinland-Pfalz mit einer Länge von rund 1040 km und insgesamt 8000 Höhenmetern. Sie nutzt überwiegend vorhandene Themenrouten als Routen mit besonderer touristischer Bedeutung. Auswahlkriterium bei der gewählten Streckenführung war neben der baulichen, touristischen und beschilderungstechnischen Qualität auch der Verlauf in unmittelbarer Nähe zur Landesgrenze, so dass sich die Umrisse des Landes in der Streckenführung wiederfinden.
www.radwanderland.de
Anreise von Frankfurt/Main nach Mainz: Mainradweg.
Von Mainz bis Speyer: Rheinland-Pfalz-Radroute/Rheinradweg.
Speyer bis Neustadt an der Weinstraße: Palatia-Radweg.
Neustadt an der Weinstraße bis zum Deutschen Weintor kurz vor Wissembourg: Radweg Südliche Weinstraße.
Wissembourg bis Hinterweidental: Pamina-Radweg durch das Lautertal.
Hinterweidental bis Zweibrücken: Pirminius-Radweg.
Von Zweibrücken bis Konz: Rheinland-Pfalz Radroute.
Konz bis Koblenz: Moselradweg.
Koblenz bis Mainz: Rhein-Radweg/Rheinland-Pfalz Radroute.
Mit dem Rad rund um Rheinland-Pfalz
Ein Reisebericht mit kommentierten Bildern
Ich besuchte meinen Frankfurter Freund Uli auf dem Weg nach Mainz. Nach einer durchzechten Nacht – wir hatten uns lange nicht mehr gesehen und viel zu erzählen - lagerte ich am Main bei Flörsheim, meiner Generation auch bekannt als Widerstandsnest gegen die sogenannte Startbahn-West des Frankfurter Flughafens. Heute führen die An- und Abflugschneisen von drei der vier Startbahnen über bewohntes Flörsheimer Stadtgebiet.
Der erste Tourentag begann mit einem Bilderbuchsonnenaufgang. Inzwischen war ich wieder nüchtern. Eine gute Voraussetzung für eine lange Radtour.
In Mainz erwartete mich meine persönliche Regenwolke und begleitete mich über weite Strecken der Tour. Danke auch. Allerdings wäre mir eine warme Dusche hin und wieder lieber gewesen.
In der Landeshauptstadt begann meine Rheinland-Pfalz-Tour. Der offizielle Rheinland-Pfalz-Radrundweg ist bis Neuburg am Rhein (etwa Höhe Karlsruhe) identisch mit dem Rhein-Radweg. Ich bin dem Rundkurs nur teilweise gefolgt – unter anderem, weil ich unbedingt über die Weinstraße und den Mosel-Radweg fahren wollte. Eifel und Westerwald blieben damit außen vor. Ein anderes Mal.
Ich folgte dem Rhein-Radweg und dem Rheinland-Pfalz-Radrundweg jedoch nur bis Speyer.
Dort verließ ich das Rheintal und fuhr entlang des Speyer-Baches auf dem 35 km langen Palatia-Radweg dem Pfälzer Wald entgegen nach Neustadt an der Weinstraße.
Der Radweg Südliche Weinstraße führt mich durch Weinplantagen mit Panoramablicken auf die Rheinebene. Rheinland-Pfalz ist das Bundesland mit den meisten Weinbaugebieten und zwei Dritteln der deutschen Anbaufläche. Ein Großteil der deutschen Rebflächen liegt nahe oder südlich des 50. Breitengrades. Weinbau in dieser Breite ist im internationalen Vergleich ungewöhnlich und nur möglich aufgrund eines entsprechenden Meso- und Mikroklimas. Die Weinberge liegen wie hier meist an besonders geschützten Stellen in Flussnähe und sind hängig bis steil nach Süden oder Westen optimal zur Sonneneinstrahlung ausgerichtet.
Am Fuß des Hambacher Schlosses kurz hinter Neustadt fand ich einen Rastplatz. Leider ohne Dach. Ich wachte im Regen auf. Unerfreulich. Unter diesen Umständen ließ ich die Schiebetour hoch zum Hambacher Schloss ausfallen. Schade. Es gilt wegen des 1832 dort ausgerichteten Hambacher Festes als wichtigstes Symbol der deutschen Demokratiebewegung. Neben der Frankfurter Paulskirche, wo 1848 bis 1849 die Delegierten der Frankfurter Nationalversammlung tagten, der ersten frei gewählten Volksvertretung der deutschen Lande. Deutschlands demokratische Tradition begann nicht erst nach 1945.
Im Dauerregen fuhr ich bis zum Ende der Südlichen Weinstraße nach Schweigen-Rechtenbach (Deutsches Weintor).
Von Wissembourg nahm ich den deutsch-französischen Pamina-Radweg durch das Lautertal.
Auf dem Pirminius-Radweg durch das Wirkungsgebiet des Pfalzmissionars Pirminius fuhr ich über Pirmasens nach Zweibrücken.
Von Zweibrücken (pfälzisch Zweebrigge) aus machte ich einen Abstecher ins Saarland (Siehe „Einmal Saarbrücken und zurück. Mit dem Rad rund ums Saarland.“). Radlerrast am Herzogschloss Zweibrücken – in seiner derzeitigen Form 1725 errichtet. Es ist der größte pfälzische Profanbau im Barockstil nordischer Prägung.
Eine Woche später war ich wieder in Zweibrücken. Auf der Rheinland-Pfalz Radroute fuhr ich nunmehr im Pfälzischen entlang der saarländischen Grenze über den Hunsrück und dann die Saar entlang bis zur Mündung in die Mosel bei Konz. Ab hier folgte ich dem Mosel-Radweg, während die Rheinland-Pfalz Radroute über Eifel und Westerwald geführt wird. Erst in St. Goar am Mittelrhein traf ich sie wieder.
Zum Bild: Was da auf mich zukam, war ein ausgewachsener Gewittersturm. Ich suchte spontan und unüberlegt Schutz hinter einer Trafostation. Trafostation? Gehts noch? Im Outdoor-Handbuch steht unter Verhalten bei Gewitter ... Bitte nicht nachmachen: "Gateway to Heaven." Lieber nass bis auf die Knochen in einer Bodensenke überleben als gut durchgegrillt auf Wolke Sieben zu landen.
In Trier kam die Sonne wieder raus.
Eine kurze Schönwetterepisode. Steilhanglagen bei Neumagen-Drohn. Die größten Weinorte nach Rebfläche sind Piesport, Zell (Mosel), Leiwen, das Konzer Tälchen, Neumagen-Dhron, Mehring, Bernkastel-Kues und Trittenheim.
In Plünderich hatte mich meine Wolke bereits wieder eingeholt. Hacken schlagen nutzte also nichts.
Im alten Fährhaus gegenüber von Briedel direkt am Mosel-Radweg verkroch ich mich die Nacht vor dem Dauerregen. Über den Ausblick konnte ich nicht meckern. Leider war die Butze nicht beheizt. Daher nur vier von fünf Sternen.
Der Dauerregen hatte hinter Alf (benannt nach dem weitgereisten außerirdischen Katzenliebhaber?) bereits beachtliches geleistet. Dies hier war nur ein Vorgeschmack. Einige Strecken des Mosel-Radweges standen vollständig unter Wasser und waren gesperrt. Das freute die Schwäne.
Entspannung der Wetterlage war nicht in Sicht. Ein fieser Nieselregen legte sich über das Moseltal bei Bremen. Erst kurz vor Koblenz fand ich ein Dach über dem Kopf. Mitten im Dorf Hatzenport.
Am Deutschen Eck in Koblenz brach die Wolkendecke dann zeitweise auf. Die Mosel war gut gefüllt.
Im Jahr 1897 wurde hier ein monumentales Reiterstandbild des ersten Deutschen Kaisers Wilhelm I. errichtet, das als Denkmal für die Deutsche Reichsgründung 1871 konzipiert war. Das von der Rheinprovinz in Auftrag gegebene Kaiser-Wilhelm-Denkmal stand in Tradition vieler zwischen 1888 und 1918 im deutschsprachigen Raum errichteter Denkmäler. Das Denkmal markierte gemeinsam mit der gegenüberliegenden, von Preußen wieder errichteten Festung Ehrenbreitstein, eine Art „Wacht am Rhein“ gegen Frankreich. Mit dem Fluss war der Sieg über Napoleon verbunden, der Rhein wurde als nationales, „deutsches“ Gut verstanden und am Deutschen Eck nicht nur durch die Festung Ehrenbreitstein militärisch, sondern in Kunst und Literatur auch symbolisch gefestigt; es entstand eine Art „patriotische Rheinromantik“. Namhafte Kritik begann sich erst mit Ende des Deutschen Kaiserreiches zu regen. Demokraten monierten die Verherrlichung des verblichenen Kaisertums, die pazifistische Bewegung sah das Denkmal als Verkörperung des wilhelminischen Militarismus und Großmachtstrebens. So schrieb der Satiriker Kurt Tucholsky 1930 in seiner Reportage Denkmal am Deutschen Eck: „Wir gingen auf der breiten, baumbestandenen Allee … dann standen da keine Bäume mehr, ein freier Platz, ich sah hoch … und fiel beinah um. Da stand – Tschingbumm! – ein riesiges Denkmal Kaiser Wilhelms des Ersten: ein Faustschlag aus Stein. Zunächst blieb einem der Atem weg. Das Ding sah aus wie ein gigantischer Tortenaufsatz und repräsentierte jenes Deutschland, das am Kriege schuld gewesen ist … “
Bei Rhens wurde es sogar frühlingshaft mild. Kultureller Reichtum und natürliche Schönheit haben das Mittelrheintal seit dem 19. Jahrhundert zum Touristenziel und zum Inbegriff der Rheinromantik gemacht.
In Boppard saßen die Touristen entspannt in der Fußgängerzone.
Am nächsten Tag war es damit wieder vorbei. Bei Shietwetter und einstelligen Temperaturen verflog selbst der Zauber der Loreley.
Die Loreley von Heinrich Heine: Er benutze Motive und Darstellungsmittel der Romantik und des Volkslieds, um diese (durch Akkumulation und durch Übertreibung, auch durch übersteigertes Pathos) zu ironisieren und sich auf diese Weise zu distanzieren. Originaltext: „Ich weiß nicht was soll es bedeuten, Dass ich so traurig bin; Ein Märchen aus uralten Zeiten, Das kommt mir nicht aus dem Sinn … Heines Lore-Ley wurde lange Zeit, vor allem im 19. Jahrhundert, als sentimentales Volkslied rezipiert. Von Walter A. Berendsohn und Theodor W. Adorno stammt die – bis heute jedoch unbelegte – Behauptung, dass das Lied so populär war, dass es selbst die Nationalsozialisten im Dritten Reich nicht gewagt hätten, es aus den Lyrik-Anthologien zu entfernen, obwohl Heinrich Heine als Jude zu den Dichtern gehörte, deren Werke verboten und verbrannt wurden. Seine Urheberschaft sei jedoch unterschlagen und stattdessen meistens „von einem unbekannten deutschen Dichter“ oder ähnliches angegeben worden. PS: Die Nacht verbrachte ich in Ingelheim in einer engen, aber trockenen Betonröhre. Merke: Irgendwas findet sich immer! Mit herzlichen Grüßen euer Naturfreundehippie.
Geschafft. Mainz. Mein Akku war schon lange leer. Daher ein Luftbild der Landeshauptstadt mit Blick Richtung Richtung Taunus. Links die Mainzer Innenstadt, rechts Mainz-Kastel, die "rheinlandpfälzische Enklave" in Hessen. Kastel gehörte in seiner langen Geschichte wiederholt zu Mainz, formal eingemeindet wurde es am 1. April 1908. Am 25. Juli 1945 wurde Kastel den Grenzen der Besatzungszonen nach dem Zweiten Weltkrieg folgend (Kastel lag in der amerikanischen, Mainz in der französischen Besatzungszone) auf Anordnung der amerikanischen Besatzungsmacht der „treuhänderischen Verwaltung“ durch die Stadt Wiesbaden unterstellt und gehört seitdem zur hessischen Landeshauptstadt.
GNU Free Documentation License AmtingJ. auf WIKIPEDIA. Danke.
Nachtrag Frühsommer 2018
Kurz nach meiner Ankunft am Start- und Zielort meiner Rheinland-Pfalz Radtour im Mai 2013 fand das Open Ohr Festival auf der Zitadelle in Mainz statt. Es ist ein seit 1975 alljährlich über Pfingsten stattfindendes thematisch orientiertes Jugendkulturfestival mit Gesprächsforen, Workshops, Kabarett und Livekonzerten sowie Zeltlager. Rechtlicher Träger ist das Jugendamt der Stadt Mainz, finanziell unterstützt vom rheinland-pfälzischen Kultusministerium und vom Förderverein Open Ohr. Tatsächlicher Veranstalter ist die Freie Projektgruppe, die einen sehr großen inhaltlichen Freiraum zugestanden bekommt, da sie auf letztlich ehrenamtlicher Basis mit wechselnder Personen seit vielen Jahren die Hauptlast der nicht organisatorischen Arbeit trägt. Als nichtkommerzielles, thematisches Jugendkulturfestival aufgestellt bietet das Open Ohr jeweils 5.000 - 9.000 zumeist jugendlichen Besuchern die Gelegenheit, sich an vier Tagen intensiv mit aktuellen gesellschaftlichen Themen auseinanderzusetzen. Die Veranstalter sprechen davon, alljährlich circa 100 Referenten aus Politik, Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft aufzubieten. So lautete das Motto des 20. Open Ohr Festival 1994 „Rückwärts in die Zukunft“, das des 42. Open Ohr Festival 2016 „HEIMAT - Was zum Kuckuck?!“
Ein- und Ausgang der Mainzer Zitadelle Richtung Altstadt.
Hauptwiese.
Reisebuchautor und Jurist Guido Block-Kuenzler auf der Hauptwiese des Mainzer Open Ohr Festivals Pfingsten 2018.
Bei der Gelegenheit sah ich mir mit meinem Freund und Kollegen Manfred Günther-Splittgerber das Museum für Antike Schifffahrt an. Es liegt günstigerweise unterhalb der Zitadelle und nur wenige Schritte vom Mainzer Südbahnhof entfernt. Es wurde 1994 in der ehemaligen Großmarkthalle als Außenstelle des Römisch-Germanischen Zentralmuseums eröffnet, nachdem 1981/82 bei Bauarbeiten in Rheinnähe die guterhaltenen Überreste mehrerer Schiffe aus spätrömischer Zeit, die so genannten Mainzer Römerschiffe, gefunden wurden. Es handelte sich um zwei unterschiedliche Kriegsschifftypen der spätrömischen Rheinflotte sowie um weitere Schiffsarten. Zu den Exponaten zählen Überreste von fünf römischen Kriegsschiffen aus dem 4. Jahrhundert, Nachbauten in Originalgröße, das Fragment eines Lastkahnes, viele Schiffsreliefs und Steindenkmale sowie Modelle und Schautafeln, die zusätzlich über den antiken Schiffbau generell, Bautechnik und römisches Flottenwesen in den germanischen Provinzen und im gesamten Imperium informiert. Dem Museum ist eine Werkstatt angeschlossen, bei der die Besucher die Möglichkeit haben, den Mitarbeitern bei der Herstellung antiker Schiffsmodelle zuzuschauen. Der Besuch der Dauerausstellung ist kostenlos. https://web.rgzm.de/museen/museum-fuer-antike-schiffahrt-mainz/
Web-Links für Radwanderer in Rheinland-Pfalz
Bücher für Radwanderer über Rheinland-Pfalz
bikeline: Bikeline Saar- und Mosel-Radweg.
Saarbrücken–Trier- Koblenz.
1998 (Esterbauer).
Clemens, Lukas / Felten, Franz J. / Schnettger,Matthias:
Kreuz-Rad-Löwe. Ein Land und seine Geschichte. Band 1: Von den Anfängen der Erdgeschichte bis zum Ende des Alten Reichs.
2012 (Philipp von Zabern).
Fülbier, Gabriele / Reiß, Sieglinde: Radatlas Pfalz. Ein original bikeline-Radtourenbuch. Mit deutscher Weinstraße.
2005 (Esterbauer).
Kuratzki, Bernhard / Becker, Hans Jürgen: Leben in der Pfalz.
2008 (Sutton-Verlag).
Monks, Christa: Mit Bahn und Rad durch Rheinland-Pfalz.
Insbruck 1999 (Steiger-Verlag).
Pollmann, Bernhard: Moselradweg von Perl bis Konstanz: Fahrradführer mit Top-Routenkarten.
2011 (Kompass).
Rias-Bucher, Barbara: Das kleine Kochbuch aus der Pfalz.
2004 (Hölker).
Riebel, Anne: Riesling pur oder ein mörderischer Jahrgang. Tatort Pfalz.
2012 (Societäts-Verlag).
Schreiner, Manfred: Die Pfalz, wie sie früher war.
2008 (Sutton-Verlag).
Seil, Rainer: Geschichten und Anekdoten aus der Pfalz:
Brezel-Adam, Grubeerschoo & Co.
2008 (Wartberg).