Block-Künzler, Guido: Einmal Lüneburg und zurück
Mit dem Rad rund um Niedersachsen
1. Auflage, BoD.
Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt
© Guido Block-Künzler. Alle Rechte vorbehalten
Umschlagphoto, Bilder und Gestaltung: Guido Block-Künzler
ISBN: 978384 825 2695
Voraussichtlicher Erscheinungstermin: Frühjahr 2013
(Quelle: Wikipedia)
Mit dem Rad rund um Niedersachsen
Ein Radreisebericht mit kommentierten Bildern
Ich war bereits einige Wochen im Norden unterwegs, als ich über Lauenburg Lüneburg erreichte. Mein Freund Peter und seine Frau Doris hatten ein Bett, Speis und Trank, eine warme Dusche und gute Gespräche für mich. Gerne wäre ich noch geblieben, doch der Herbst stand vor der Tür. Abends hatten wir Karten gewälzt, um eine halbwegs fahrbare Route zufinden. Am nächsten Tag entschied ich, direkt nach Bremen zu fahren. Eine engagierte Mitarbeiterin des Lüneburger Tourismusbüros empfahl mir den Wümme-Radweg („Von der Lüneburger Heide bis zur Weser“). Der ist als 250 Kilometer langer Rundweg angelegt. Ich wählte die Nordroute. Aber erstmal waren es noch ein paar Kilometer bis zur Quelle am Fuße des Wulfsberges. Tatsächlich beginnen beide Routen in Wilsede, dem autofreien Zentralort des Naturschutzgebietes Lüneburger Heide. Kurz nach Zwölf brach ich auf.
Zunächst folgte ich der Lüneburger Heidetour …
… auf Radwegen entlang von Landstraßen, die wenig befahren waren.
So spät im Jahr wurde es früh dunkel. Ich suchte mir ein Nachtquartier am Rande des Naturschutzgebietes.
Am nächsten Morgen erlebte ich Heidedörfer vom Feinsten.
Auf dem Weg nach Königsmoor war der Himmel immer noch blau.
In Scheeßel – das mit meiner Heimatstadt Schlitz wegen der kurz hintereinander stattfindenden Trachtenfeste eng verbunden ist, weil wir seit Jahrzehnten internationale Gruppen gemeinsam einladen, kam mir diese radwandernde Schulklasse entgegen. Toll – und ganz schön mutig von den Lehrern. Und vermutlich nicht einfach, alle aufs Rad zubringen. Zwischen Bremerhaven und Bremen unterhielt ich mich später mit Kids, die ziemlich cool fanden, was ich machte. Wäre ihnen aber zu anstrengend. Nun ja, offensichtlich denken nicht alle Kids so – und das lässt hoffen!
Rast vor dem Meyerhof in Scheeßel. Die als Kultur- und Begegnungsstätte genutzte Hofanlage mit den von mächtigen Bäumen umgebenen historischen Fachwerkgebäuden befindet sich in der Ortsmitte.
Hinter Scheeßel blickte ich auf die Wümme – auf dem nördlichen Wümme-Radweg ein eher seltener Anblick. Der Wümme-Rundweg folgt ihren Niederungen! Man sollte das ernst nehmen, um Enttäuschungen vorzubeugen. Trotzdem: ein absolut empfehlenswerter Radweg!
Vor Eckstever Flecken Ottersberg zog gegen Abend eine Schlechtwetterfront durch.
Daher machte ich "Urlaub" vor einem Bauernhof.
Danke für die Schutzhütte!
Dahinter fand ich eine Waldgalerie.
Geil! Mehr davon. Hier lebt die Provinz – und das ist gut so!
Danach fuhr ich durch fruchtbares Land – in jeder Hinsicht. Ernte am Boden, Ernte über der Scholle.
Vor Fischerhude kamen mir diese beiden Prachtexemplare entgegen.
Sie waren ziemlich neugierig. Auf dem nächsten belebten Bauernhof gab ich Nachricht. Interessiert hat es den Bauern nicht wirklich. Waren nicht seine. Norddeutsche Gelassenheit?
Wenig später kam ich vorbei am Heimathaus „Irmintraut“ in Fischerhude.
Kurz vor Bremen erreichte ich Lilienthal, wo ich mein Mittagessen zwischen Kirche und Kommunalverwaltung zu mir nahm. „Ja, tät ich auch gerne – lange zu reisen.“ Das erzählt mir ein Kommunalbeamter, der gerade Mittagspause machte. Nur können könne er nicht.
Hinter Lilienthal war ich dann erstmal weg. Da ich schonmal in der Gegend war, fuhr ich von Worpswede mal eben rund um Bremerhaven und Bremen. Zurück in Worpswede begann der Tag mit einem Gewitter, von dem ein Dauerregen blieb. An der Weser in Bremen wasserwanderte ich wieder einmal. Vielleicht ist Neopren keine schlechte Idee?
Am Nachmittag erreichte ich Delmenhorst. Auf der touristischen Landkarte ist die Stadt westlich von Bremen nicht unbedingt einen Eintrag wert. Auf meiner schon: Zwölf Grad um Drei, bedeckt, Nieselregen – das war Herbst! Es sollte noch schlimmer kommen.
Hinter Delmenhorst verkroch ich mich in dieser Blechhütte. Eine gute Idee! Wenig später stand die Straße unter Wasser. Ohrenbetäubend trommelte der Regen auf das Blechdach. Mir war das so lange egal, wie es hielt – und das tat es.
Am nächsten Tag erreichte ich Oldenburg. Die Oldenburger finden ihre offensichtlich Stadt so toll, daß sie kaum einen Wegweiser aufstellen. Wer raus aus der Stadt will, der hat ein Problem. Kein Problem ohne Lösung: Am Bahnhof fand ich in der Radstation Leute, die mir den richtigen Tipp gaben. Danach war es ganz einfach.
Hinter Oldenburg fuhr ich durch das Ammerland (von Ameri + Land = indogermanisch: Sumpfland) nach Friesland. Lange Zeit lag das südliche Ammerland isoliert als Siedlungsinsel in einem Meer unwegsamer Hochmoore. Die Geestgebiete sind traditionell durch eine Mischung aus kleinen Wäldern, Feldern und Wallhecken gekennzeichnet, die dem Ammerland das Attribut „Parklandschaft“ eingebracht haben.
In Varel am Jadebusen wurde ich wieder einmal heftig geduscht. Danach kam die Abendsonne raus. Das war Glück im Unglück.
Nach einem lauten Knall saß ich wieder einmal auf den Felgen.
Kein Wunder.
Und so sah der Schlauch aus.
Glücklicherweise fand ich dieses Vordach. Am nächsten Tag wechselte ich den Reifen.
Im Nieselregen fuhr ich am Deich entlang um den Jadebusen nach Wilhelmshaven.
In der fahlen Sonne glänzte das Watt silbrig.
Kurze Zeit später endete meine Hafentour am militärischen Sperrgebiet. Danach hatte mein Weg durch Wilhelmshaven eher etwas von einer Schnipseljagd als von einer Radtour. Wo isser, der Grüne Pfeil? Nur mit Hilfe der Wilhelmshavener entkam ich Wilhelmshaven!
In einer Schutzhütte vor Hooksiel endete mein Tag mit einem bemerkenswerten Sonnenuntergang. Auf dem Wegekreuz steht: Dreizehntausendäbbes bis zum Great Barrier, zwei Kilometer bis zum Watt.
Am nächsten Tag schlitterte ich durch die Hinterlassenschaften der Deicharbeiter.
Anzuhalten war keine gute Idee!
Hinter Schilling fuhr ich wieder durch Dauerregen – in Kombination mit starkem Wind, der jeden Berg mühelos ersetzte. Im kleinsten Gang schlich ich vorwärts …
… während mir Radler schwungvoll entgegen kamen. Einer hat im Norden immer die Arschlochkarte!
PS1: Mehr noch als die Kühe auf dem Deich irritierte mich die einzelne Kuh auf dem Radweg. Ich sie auch. Sie flüchtete vor mir.
PS2: Die Aufnahme entstand am Tag!
Die hier flüchteten nicht. Allerdings hatte der friesische Dauerregen ihnen die Farbe abgewaschen.
Was man im Watt so alles finden kann, hat ein Wattführer gesammelt.
Danach führte mich der Nordsee-Radweg durch die Einflugschneise des kleinen Flugplatzes in Harlesiel – dem Tor zu den friesischen Inseln und Helgoland.
In Neuharlingsiel warteten diese Piraten auf Kundschaft.
In Nessmersiel baute ich mein Nachtlager in einem zugigen Panoramahotel vor dem Deich auf.
Das war angesichts des Wetters alternativlos.
Am nächsten Tag fuhr ich am Hafen von Norddeich vorbei …
… und verabschiedete mich kurze Zeit später von den Deicharbeitern und der Nordsee überhaupt.
Über Norden fuhr ich auf kürzestem Weg an der stark befahrenen Bundesstraße entlang nach Emden.
Im Hafen von Pettingheim …
… lachte mich diese Schutzhütte an.
Da die Sonne bald untergehen würde - was sie dann auch tat - nahm ich das Angebot gerne an.
Auf dem Ems-Radweg ging es dann weiter …
… über Papenburg …
… Haren…
… zum Dortmund – Ems-Kanal.
Hier bei Meppen.
In Lingen übernachtete ich auf dieser Bank am Kanalufer.
Vor Rheine wechselte ich zum Mittellandkanal.
Der gab sich manchmal idyllisch. Einen offiziellen Mittellandkanal-Radweg gibt es nicht. Zu oft wird der Wirtschaftsweg durch Industriehäfen unterbrochen. Ausgebaute Betriebswege begleiten jedoch fast überall den Kanal. Sie sind für Fußgänger und Radfahrer freigegeben.
Daher gibt es auch keine Schutzhütten – dafür aber viele Brücken.
„Als die Römer frechgeworden, zogen sie nach Norden …“ Bei Kalkriese verzichtete ich darauf, per Rad zur Varusschlacht zu fahren. Nicht ohne meinen Panzer!
Lieber fuhr ich mit den Kähnen fuhr die Wette - was wegen der Häfen - die umfahren werden müssen, mitnichten leicht war.
Bei Bad Essen zog sich der Himmel wieder einmal zu.
In Hille gönnte ich mir diesen Blick auf den Teutoburger Wald. Vom Kanal aus ist er selten zu sehen.
In Minden am Wasserstraßenkreuz endete meine Kanalfahrt. Ich wechselte zur Weser …
… und wurde vor der Porta Westfalica wieder einmal gründlich geduscht.
Daher kam mir diese Wetterschutzhütte sehr gelegen - die erste, wo draufstand, was drin war!
Nachdem ich meine nassen Klamotten ausgebreitet hatte grüßte ich den Kaiser auf seinem Hang und machte eine Flasche Roten auf.
In der Nacht fing der Dauerregen an.
An der Weserfähre in Großwieden gab ich …
… aufgeweicht und durchgefroren auf.
Die Schutzhütte rettete mich. Später schaute die Sonne für ein Stündchen vorbei.
Am nächsten Tag wickelte ich Füße und Handschuhe wasserdicht ein.
Das war keine schlechte Idee. Bis auf kurze Pausen ging der Dauerregen weiter.
In Hameln verlies ich die Weser. In der Nacht zuvor hatte ich beschlossen, dem Irrsinn ein Ende zubereiten, und über die Berge nach Hannover zu fahren. Schließlich war ich dieStrecke von Göttingen nach Lüneburg bereits zwei Mal gefahren – bei bestem Sommerwetter. Das würde ich meinem Reisebericht einfach anhängen, statt mir die Orden „Wider alle Vernunft“ und "Held des Nordens" zu verdienen.
Durch die historische Altstadt von Hameln …
… fuhr ich daher weiter nach Hannover.
Das war eine kluge Entscheidung, denn das Schietwetter hörte auch im Naturpark Weserbergland nicht auf.
Die letzte Nacht meiner Nordländer-Radtour verbrachte ich an dieser Bushaltestelle in Völksen. Irgendwie hatte ich mir die romantischer vorgestellt. Peters guter Tropfen – extra aufgehoben für den letzten Abend meiner Tor durch Norddeutschland - blieb im Rucksack und fuhr mit nach Schlitz.
In Hannover tat mir das Wetter den Gefallen, die Richtigkeit meiner Entscheidung zu bestätigen. Der Wolkenbruch kam so plötzlich, daß ich bis auf die Knochen nass wurde, ehe ich meinen Friesennerz übergezogen hatte.
Die Siegessäule war zwar nicht für mich errichtet, passte aber zu meiner Stimmung.
Als ich fröstelnd am Bahnsteig in Hannover stand, dachte ich nur noch: geschafft! Vom Hochgefühl war ich erschöpfungsbedingt inzwischen wieder weit entfernt. Das würde sich später einstellen, wenn ich in meiner Dichter- und Denkerstube in der Wetzlarer Spilburg sitzen würde, um euch von meiner Radreise durch den Norden zwischen Spätsommer und Herbstbeginn zu berichten.
Als ich mich am nächsten Tag im heimatlichen Schlitz aus dem Bett wühlte und auf den Balkon trat, blinzelte ich reichlich verkrumpelt in die warme Morgensonne. Sonne!!!
PS: Im Hintergrund die Altstadt von Schlitz.
Web-Links für Radwanderer in Niedersachsen
Wird überarbeitet!
Bücher für Radwanderer über Niedersachsen
ADFC: Regionalkarte Ostfriesland.
2007 (BVA Bielefelder Verlag).
bikeline Radtourenbuch: Nordseeküsten-RadwegTeil 2: Niedersachsen. Von der Ems nach Hamburg.
2011 (Esterbauer).
bikeline Radtourenbuch: Brücken-Radweg Osnabrück–Bremen.
2011 (Esterbauer).
Bikeline: Bett& Bike. Der praktische ADFC-Radführer. Niedersachsen.
2007 (Esterbauer).
Bormann, Brigitte: Die schönsten Radtouren rund um Hannover.
Bielefeld 2012 (BVA Bielefelder Verlag).
Buchin, Klaus: Am Grünen Band 2. Harz bis Vogtland.
2002 (Mollenhauer und Treichel).
BVA: Radfernweg Hamburg – Bremen. Radwanderkarte. Entdeckungsreise von Hansestadt zu Hansestadt.
Bielefeld 2007 (BVABielefelder Verlag).
Elwers, Rainer: Ab ins Grüne – Ausflüge rund um Hannover. 45 Ausflugsziele Rad- und Wandertouren von Bahnhof zu Bahnhof.
2008 (Viareise).
Geffert, Alexandra / Jacobasch, Stefan / Slawski,Robert. Mit dem Rad rund um Braunschweig: Von Kurzausflügen bis Tagestouren. Radfahren zwischen Harz und Heide.
2004 (Zelter Verlag).
Hurcks, Dieter: Spargel-Radweg. Entlang der Niedersächsischen Spargelstraße.
Reinbek 2004 (Books on Demand).
Landeck, Horst-Dieter: Radwanderführer Alte Salzstraße. Rundtouren im Herzogtum Lauenburg.
2006 (Boyens Buchverlag).
Stelljes, Wolfgang: Lesereise Nordseeküste.
2010 (Picus-Verlag).