Block-Künzler, Guido: Einmal Wannsee und zurück – mit dem Rad auf dem Mauerradweg rund um Berlin (West)
1. Auflage, BoD.
Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt
© Guido Block-Künzler. Alle Rechte vorbehalten
Umschlagphoto, Bilder und Gestaltung: Guido Block-Künzler
ISBN: 978 384 822 4944
Voraussichtlicher Erscheinungstermin: 2019
(Quelle: WIKIPEWDIA User TUBBS)
Rund um Berlin (West) auf dem Mauerradweg
Ein Radreisebericht mit kommentierten Bildern
Die offizielle Streckenlänge beträgt 160 km. Sie ist im Urzeigersinn ausgeschildert. - beginnend am Brandenburger Tor. Wer – wie ich – umgekehrt fährt und den Wannsee zum Ausgangspunkt nimmt, sollte dies bei der Schildersuche berücksichtigen. Ausgeographischen und örtlichen Gegebenheiten folgt er nicht immer genau dem früheren Grenzverlauf. Auf vielen Abschnitten verläuft die Route auf demehemaligen Zollweg (West-Berlin) bzw. dem Kolonnenweg (Kontrollweg der DDR-Grenztruppen). Die Strecke ist größtenteils ausgeschildert und mit dem Rad gut zu befahren. Einige wenige Abschnitte bestehen aus Wald- und Schotterwegen bzw. Kopfsteinpflaster. Der Radweg eignet sich gut als Verbindung verschiedener überregionaler Radwege. Es bestehen Anschlüsse an die Radwege: Berlin-Usedom, Berlin - Kopenhagen , Havel-Radweg (mit dem ich aus Mecklenburg-Vorpommern kommend auf Berlin zufuhr), Havelland Radweg, Europa-Radweg R1, Radfernweg Berlin - Leipzig, Direktverbindung Berlin - Leipzig, Spree-Radweg. Man erhält an mehr als 40 Stationen mehrsprachige Informationen über die Teilung Deutschlands, den Bau und den Fall der Berliner Mauer. Mit Fotografien und Texten werden Ereignisse geschildert, die sich am jeweiligen Standort zugetragen haben und die politische Situation sowie den Alltag in der geteilten Stadt in Erinnerung bringen. Für die Planung von Radtour oder Spaziergang ist der Berliner Mauerweg in 14 Einzelstrecken gegliedert. Sie sind zwischen sieben und 21 Kilometer lang; Anfang- und Endpunkt aller Etappen kann man mit dem öffentlichen Nahverkehr bequem erreichen.
Die exakte Routenbeschreibung finden Sie hier:
So. Und nun geht es los. Startpunkt war Neustrelitz.
Von Neustrelitz (siehe "Rund um Mecklenburg -Vorpommern") führte mich zunächst die Bundesstraße und ab Fürstenberg/Havel der Havel-Radweg zum Berliner Mauerweg.
Auf den traf ich in Henningsdorf …
… verlies ihn jedoch vor Spandau wieder, weil ich auf kürzestem Weg zum Wannsee wollte. Es dämmerte schon, als mich eine Radlerin entgeistert darüber aufklärte, dass ich mir das abschminken kann. Nachts auf der unbeleuchteten Havelchaussee durch den Grunewald zu fahren, sei keine wirklich gute Idee. Ich suchte mir eine Parkbank und hatte fertig.
Am nächsten Tag rauschte die Armada der Papstschützer auf der Alten Heerstraße (!) an mir vorbei. Sie hatten wirklich alles dabei, was zur Aufstandsbekämpfung inzwischen im Arsenal ist. Danach fuhrich auf der Havelchaussee durch den Grunewald zum Wannsee. Ich begriff, was die Radlerin meinte: im Grunewald hat die Wildsau das Sagen. Über weite Strecken war der Radweg auf beiden Seiten von Wildschweinen durchgepflügt.
Am Strandbad Wannsee angekommen suchte ich den Wannsee. Ich fuhr weiter bis zur Siedlung. Der Ortsteil Wannsee gehört zum Bezirk Steglitz-Zehlendorf. Dort traf ich einen Globetrotter, der sichauskannte und mir den Weg zu diesem Strand beschrieb (immer am Zaun des Wassersportzentrums der FU Berlin entlang, bis die Füße im Wasser stehen.
Vorbei am Kleinen Wannsee – wo das Grab des Dichters Heinrich von Kleist liegt – fuhr ich zum Mauerweg, auf den ich am Teltowkanal traf. Bis zur Königswegbrücke am ehemaligen West-Berliner Kontrollpunkt Dreilinden ging es durch den Berliner Forst Düppel.
Von der Königswegbrücke hatte ich einen guten Blick auf die denkmalgeschützten Gebäude des „Checkpoint Bravo“ (Kontrollpunkt Dreilinden):, der auch von den West-Alliierten auf ihrem Weg von Helmstedt („Checkpoint Alpha“) nach Berlin benutzt werden musste.
Zwischen Berlin Zehlendorf und Kleinmachnow hat die Mauer einen Grünstreifen hinterlassen. Das Angebot nahm ich dankbar an. Wegen der Regenvorhersage baute ich meine tragbare Höhle vor einem Kleingartenzaun auf.
Am nächsten Morgen war der Himmel blau. Früh am Morgen musste ich aufpassen, dass ich am Teltowkanal keine Joggerin übersah.
Am Kölner Damm bestand zwischen 1973 und 1977 ein Grenzübergang zwischen West-Berlin und der DDR, der nur für den Transport von Hausmüllabfällen in die DDR eingerichtet worden war. Auf einer eingezäunten Straße beförderten die West-Berliner Stadreinigungsbetriebe beförderten hier insgesamt 4,4 Mio Tonnen Müll zur Hausmülldeponie in Großziehten.
Die Gropiusstadt im Berliner Bezirk Neukölln entstand von 1962 bis1975 als Trabantenstadt zwischen den alten Siedlungen Britz, Buckow und Rudow. Die rund 18.500 Wohnungen der von Walter Gropius (Bauhaus) geplanten – aber aus Kostengründen nicht verwirklichten - Trabantenstadt wurden zu 90 Prozent als Sozialbauwohnungen errichtet. Gropius hatte kleine, durchgrünte Wohnviertel mit fünfgeschossigen, kreisrunden Häusern geplant. Statt dessen wurden Hochhäuser errichtet. Seit den 1980er-Jahren gilt die Gropiusstadt als sozialer Brennpunkt. Über Berlin hinaus bekannt geworden ist sie vor allem durch das Buch Wir Kinder vom Bahnhof Zoo und den Film Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo, dessen Protagonistin Christiane Felscherinow hier aufwuchs.
Entlang der ehemaligen Mauer entsteht der Landschaftspark Großziehten Schöneberg.
Dieser Abschnitt führt auf landschaftlich schöner, asphaltierter Strecke weiter durch Felder und kleine Wälder.
Hier befand sich der Grenzübergang, auf dem West-Berliner zum Flughafen Schönefeld gelangen konnten.
Hier führte mich der Weg vorbei an Altglienicke…
… durch eine fast ländliche Idylle. Große Teile des Grenzstreifens wurden hier mit der Autobahn 113 sowie, weiter südlich, mit dem neuen Landschaftspark Rudow / Altglienicke überbaut.
Fußgänger- und Radfahrerbrücke am Ernst-Ruska-Ufer über den Teltowkanal.
Fahrradautobahn am Teltowkanalufer
Britzer Zweigkanal
Der ehemalige Grenzübergang führte über die Oberbaumbrücke und durfte nur von Fußgängern benutzt werden.
Hinter der Oberbaumbrücke erwartete mich derlängste in der Innenstadt noch erhaltene Mauerabschnitt. Dessen Ostseite wurde1990 in einer spontanen Aktion von 118 Künstlern aus 21 Ländern bemalt. Sie stellt mit einer Länge von 1316 Meter die längste dauerhafte Open-Air-Galerie der Welt dar. Die Künstler kommentierten in gut hundert Gemälden auf derehemaligen Ostseite der Mauer mit den unterschiedlichsten künstlerischen Mitteln die politischen Veränderungen der Jahre 1989/90.
„Baumhaus an der Mauer“: Längst steht das exotische Dreieck des Osman Kalin als „Das Gecekondu von Kreuzberg“ in jedem Reiseführer. Hans W. Korfmann schrieb in der Kreuzberger Chronik dazu: „Hinter dem Mariannenplatz, wo sich jedes Jahr zum 1.Mai Polizei und Kreuzberger Demonstranten ihr Stelldichein geben, steht nurnoch die St. Thomas-Kirche. Dahinter endete einst die westliche Welt. Eine winzige Grünfläche noch, ein spitzwinkliges Dreieck, eingeschnitten von zwei aufeinander zulaufenden Straßen, und dann kam die Mauer. Das kleine Stückchen Erde zwischen Kirche und Mauer war ein Niemandsland, um das sich niemand kümmerte. Die aus dem Osten nicht, weil es ihnen zu umständlich gewesen war, den spitzen 500-Quadratmeterzipfel ihres Territoriums mit der Mauereinzufrieden. Die aus dem Westen nicht, weil es noch zum Osten gehörte - auch wenn es diesseits der Mauer lag. So blieb das Stückchen DDR im Westen jahrelang ungenutzt. Bis Osman Kalin kam und just an der Mauer seinen friedlichen Kohlpflanzte. Das war vor 20 Jahren. Vom Fenster seiner Wohnung aus sah er das Landvor seinem Haus unnötig brachliegen. "Wem gehört dieses Land?", fragte der Anatole eines Tages seine Nachbarn. "Niemandem!", antwortete man. Also machte er sich an die Arbeit.“(www.kreuzberger-chronik.de/chroniken/2005/oktober/reportage.html).
Am Springer-Hochhaus traf ich dann doch noch den Papst.
Vorbei am Checkpoint Charlie …
… gelangte ich zum Potsdamer Platz. Hier hat Berlin den Charme einer austauschbaren Metropole („… ist der Potsdamer Platz deutlich von den Aufbruchsphantasien der 1990er Jahre geprägt.“). Das muß nicht jeder gut finden. Vermutlich ist die Nacht noch die beste Tageszeit, sich hier aufzuhalten.
Vorbei am ehemaligen Preußischen Landtag (der im Osten lag und damals unter anderem von der Stasi genutzt wurde und heute – von Hardenberg und einer einsamen Polizistin bewacht - das Berliner Abgeordnetenhaus beherbergt) stand ich dann vor dem hell erleuchteten Brandenburger Tor – eine Energieverschwendung, die ich ausnahmsweise gut fand. Die Straße war weiträumig wegen des Berlin-Marathons abgesperrt. Bewacht von privaten Sicherheitsdiensten (die auf Absperrgitter und Würstchenbuden aufpassten ) und der Quadriga legte ich mein müdes Haupt auf eine Parkbank
Mild war die Nacht. Und ruhig – normalerweise rauscht hier der Stadtverkehr die ganze Nacht– also bitte nicht nachmachen. Am nächsten Tag ging die Sonne hinter dem Brandenburger Tor auf. Ich suchte mir einen Weg durch die Absperrgitter …
… vorbei am neuen Hauptbahnhof, wo ich im letzten Jahr auf dem Weg in den hintersten (außerordentlich schönen) Winkel unserer polnischen Nachbarn zur Hochzeit meiner Nichte Natalie mir fast in die Hose machte, weil die Planer an Leute mit Höhenangst keinen müden Gedanken verschwendet haben und landete auf dem Invalidenfriedhof – offensichtlich ein Lieblingsplatz der Berliner Jogger. Die Mauer ging hier durch. Reste stehen noch. Eine Infotafel erinnert an den ersten Mauertoten. Die Mauer war elf Tage alt, als Günter Litfin versuchte, durch den Berliner Humboldthafenin die Freiheit zu schwimmen. Etwa die Hälfte aller Maueropfer starb in den ersten fünf Jahren nach Abriegelung der Sektorengrenze.
Wenig später treffe ich auf diesen Wachturm. Es ist einer der Wenigen, die noch stehen. Müsste ich jedoch aus einer Wohnung der nur wenige Meter dahinter stehenden Wohnblocks blicken, würde mich das depressiv machen. Als Tourist begrüße ich es, dass das Monster noch mahnend dort steht.
Ich ziehe rasch weiter.
Der Berliner Nordbahnhof war bei den Nazis das Tor zu den Ostseebädern. Von hier starteten die KdF(Kraft durch Freude)-Züge zu den Ostseebädern. Heute stehen hier noch Reste der Mauer, ein Openair-Museum und eine Gedenkstätte.
„Niemand hat die Absicht,eine Mauer zu errichten ..“ fällt mir dazu spontan ein, als ich das Monster gegen den blauen Himmel ablichte.
Der straßenbegleitende Radweg führte mich direkt ins Bionade-Biedermeier am Prenzlauer Berg.
Ich drehte ab und fuhr durch den Mauerpark weiter. Der verläuft zwischen den damaligen Bezirken Prenzlauer Berg und Wedding. Heute verläuft hier die Grenze zwischen den Ortsteilen Prenzlauer Berg (Bezirk Pankow) und Gesundbrunnen (Bezirk Mitte). Da es im dicht bebauten Prenzlauer Berg vergleichsweise wenige Grünflächen gibt, hat sich der Mauerpark zu einem beliebten Ort der Naherholung entwickelt, der gerade am Wochenende auch Gauklern, Künstlern, Musikern und Familien eine Heimstatt bietet und sich dadurch auch über Berlin hinaus einen Namen gemacht hat.
Von der Schwedter Straße (Fahrradstraße) führt diese lange Rampe (Schwedter Steg) über die Bahnanlagen. Früher fuhren hier Ost- und West-S-Bahn durch die Mauer getrennt nebeneinander her. Ich tackerte meinen Blick auf den Bodenbelag und zählte bis zweihundertfünfzig. Unter mir kreischten die Schienen, ruckelten die Wagons.
Nach einer Irrfahrt – ein Scherzkeks hatte den Wegweiser verstellt – erreichte ich Wilhemsruh, wo es dieS-Bahngleise entlang weiter Richtung Norden ging. Mit dem Mauerbau war der S-Bahnhof nur für West-Berliner nutzbar, die diesen vom südlichen Eingang her betreten konnten. DDR-Bürgern war der Zutritt verwehrt, der Ausgang Richtung Wilhelmsruh wurde zugemauert und Teil der Grenzanlagen.
Danach erwartete mich Natur pur. Der Naturpark Barnim ist 749 km² groß, davon sind 55 Prozent Wald, 32 Prozent werden landwirtschaftlich genutzt und 3 Prozentsind Gewässer. Der Rest ist Siedlungs- und Verkehrsfläche. Der Naturpark Barnimist das einzige länderübergreifende Großschutzgebiet der Länder Berlin und Brandenburg und zugleich der einzige Naturpark im Land Berlin. Die Berliner Naturparkfläche verteilt sich am nördlichen Stadtrand auf die Bezirke Pankow und Reinickendorf. Die Landschaft ist geprägt durch die aus der Eiszeit stammende Barnimplatte. Sie wird von den beiden Urstromtälern Eberswalde und Berlin im Norden und Süden begrenzt. Im Osten begrenzt das Oderbruch und im Westen das Urstromtal der Havel den Barnim.
Der Naturpark Barnim ist reich an Seen und Kleingewässern, wo seltene Pflanzen und Tiere leben.
Diese Infotafeln bei Hennigsdorf erinnern an Peter Kreitlow, geboren am 15. Januar 1943, erschossen am 24.Januar 1961. Die Hintergrundgeschichte: „In der Nacht vom 23. auf den 24.Januar 1961 machten sich fünf Jugendliche in Hennigsdorf spontan auf den Weg,die Sperranlagen nach West-Berlin zu überwinden. (…) Zwischen Hennigsdorf und Niederneuendor füberquerten sie kriechend den zugefrorenen Havelkanal. Dann bogen sie in einenverscheiten Wald ein, um sich abseits von Straßen und Wegen vorsichtig derGrenze zu nähern. Doch lange bevor die Jugendlichen ihr Ziel erreichten,verhinderten zwei Soldaten einer in Niederneuendorf stationierten sowjetischen Militäreinheit, die in diesem Bereich das grenznahe Gebiet bewachte, ihren Fluchtversuch. Wann sie die Flüchtlinge entdeckten und die Verfolgung aufnahmen, ist bis heute nicht geklärt. Auch die Frage, warum die Soldatenungefähr zwei Kilometer von den Grenzanlagen das Feuer eröffneten, muss offenbleiben. Den 20 Jahre alten Peter Kreitlow kosteten die Schüsse das Leben.“
Seit Hennigsdorf führte mich der Mauerweg an der Havel entlang. Im Spandauer Ortsteil Hackenfelde wurden beidseits des Mauerweges Fichten gepflanzt, die den Eindruck erwecken, zwischen zwei Mauern zu fahren.
Bis Staaken fuhr ich auf asphaltiertem Weg (der stark durch Wurzeln beschädigt war) durch Wälder vorbei am "Eiskeller" (kältester Ort Berlins). Das am westlichsten Zipfel desSpandauer Forstes Berlin gelegene Eiskellerist der kälteste Ort Berlins. In klaren, windstillen Nächten liegen die Temperaturen oft bis zu zehn Grad unter denen im Zentrum. Seit der BildungGroß-Berlins im Jahr 1920 war Eiskeller zunächst fast eine Exklave Berlins imUmland, später West-Berlins in der DDR. Die Verbindung mit dem übrigen Berlin war nur eine Straße breit. Drei Familien lebten auf Bauernhöfen in Eiskeller. Innerhalb des Gebietes gab es wiederum Enklaven brandenburgischerGemeinden und damit der DDR. Mehrere Gebietsaustausche mit der DDR in den1970er- und 1980er-Jahren haben das Gebiet zugunsten Berlins stark arrondiertund durch diese Zusammenlegungen die Enklaven entfernt. Der Name geht auf die allgemeine Bedeutung eines Eiskellers zurück, jener historischen Variante eines Kühlraums, der mit Natureis gekühlt wurde. Neben einem Eiskeller als Nebengebäude, der mit starkem Erdreich ummantelt wurde, gab es auch vielfachnatürliche Eiskeller, vor allem in Höhlen und Stollen, die die natürlichengeologischen Beschaffenheiten ausnutzten.
Hinter dem Eiskeller tauchten die ersten Häuser von Falkensee auf.
In den Jahren 1934/1935 wurde der Militär-FlugplatzKladow errichtet, der nach dem Zweiten Weltkrieg dem Ortsteil Gatow zugeordnet wurde und als Flugplatz Gatow neben Tempelhof und Tegel einer der drei Berliner Flughäfen war, die während der Berlin-Blockade die von den Alliiertener richtete Luftbrücke möglich machten. Als Ausbildungsstätte der deutschen Luftwaffe, die damals unter Befehl des nationalsozialistischen Reichsluftfahrtministers Göring stand, wurde er 1935 eröffnet. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs schlug man das zur Gemarkung Seeburg gehörende Gelände im Austausch gegen den Spandauer Ortsteil West-Staaken dem britischen Sektor von Berlin zu. Während der Blockade 1948/49 war der „Flugplatz der Royal Air Force Gatow“ Start- und Landeplatz für Maschinen der Luftbrücke. Nach dem Abzug der Briten übernahm die Bundeswehr das Gelände und richtete das Luftwaffenmuseum ein. Heute entsteht auf dem Gelände ein Neubaugebiet. Ich nahm Vorlieb mit einer Parkbank am See, wo mich am frühen Morgen eine Tauchsportgruppe weckte.
Ich fuhr - den Maueradweg verlassend - weiter nach Potsdam. Das war und ist eine andere Welt. Die Stadt auszulassen, wäre eine Sünde gewesen. Sie ist vor allem bekannt für ihr historisches Vermächtnis als ehemalige Residenzstadt Preußens mit den zahlreichen und einzigartigen Schloss- und Parkanlagen. Friedrich II. der Große schätzte die Gedanken der Aufklärung und reformierte den preußischen Staat. Er entschied sich endgültig, Potsdam auch vom Stadtbild her zur Residenzstadt zu machen und veranlasste daraufhin massive Umbauten am Aussehen von Straßen und Plätzen. Im Jahre 1990 wurden weite Teile der Potsdamer Kulturlandschaft zum UNESCO-Welterbe ernannt.
Die Glienicker Brücke verbindet über die Havel hinweg die Städte Berlin (OrtsteilWannsee des Bezirks Steglitz-Zehlendorf) und Potsdam, Stadtteil Berliner Vorstadt. Ihren Namen verdankt sie dem in der Nähe gelegenen ehemaligen Gut Klein Glienicke, an dessen Stelle heute das Schloss Glienicke liegt. Weltweit bekannt wurde die Glienicker Brücke durch den spektakulär inszenierten dritten und letzten Agentenaustausch am 11. Februar 1986. Mit der Eröffnung desTeltowkanals am 2. Juni 1906 und dem Beginn des motorisierten Verkehrs wurde es dringend nötig, die Zugbrücke durch eine höhere und feste Brücke zu ersetzen. Denn an der Schinkelschen Brücke endete die 1900 begonnene Binnenwasserstraße, die aus der Glienicker Lake kommt. Für die Jahre 1902 bis 1904 wurde ein durchschnittliches monatliches Verkehrsaufkommen von 11.400 Fuhrwerken und Autos angegeben. Trotz Protesten von Denkmalschützern wurde nun die Backsteinbrücke abgerissen und 1906 mit dem Neubau einer Straßenbrücke begonnen. Am 16.November 1907 wurde das Bauwerk dem Verkehr übergeben. Sie erhielt denoffiziellen Namen Kaiser-Wilhelm-Brücke,der sich jedoch nicht durchsetzte.
Von der Glienicker Brücke fuhr ich auf dem Mauerweg am Ufer der Havel zum Wannsee. Am gegenüberliegenden Ufer steht die Sacrower Heilskirche. 1961 wurde ihr Innenraum durch DDR-Grenztruppen zerstört. Die deutsch-deutsche Grenze verlief direkt über das Kirchengelände und der Campanile wurde zum Bestandteil der Sperrmauer gemacht, indem man die hohen Betonplatten an den Glockenturm ansetzte. Das Kirchengebäude stand nun im „Niemandsland“ Richtung West-Berlin. Nach dem Fall der Mauer wurde am Heiligen Abend 1989, nach knapp drei Jahrzehnten, wieder ein Gottesdienst gehalten.
Ich blieb auf dem Strandweg statt dem Mauerweg zu folgen. Der Strandweg ist gesäumt von kleinen Buchten und Mini-Stränden.
Wenig später blickte ich vom Löwendenkmal auf das Strandbad Wannsee. Es ist mit über1275 Meter Sandstrand eines der größten Freibäder Europas an einem Binnengewässer. Es befindet sich am Ostufer des Großen Wannsees, eines Havel-Ausläufers, und wurde 1907 als so genanntes Familienbad eröffnet und verfügt über 1275 Meter Sandstrand. Ich fuhr weiter auf der Straße zum Großen Wannsee, wo die Gedenkstätte zur Wannseekonferenz und die Liebermann-Villa stehen.
An einem lauen Spätsommerabend nahm ich Abschied vom Wannsee.
Der Sonnenuntergang war zumniederknien.
Sag ich doch.
Am nächsten Morgen habe ich es langsam angehen lassen.
Nach einem letzten Bad fuhr ich zum Potsdamer Bahnhof. Nach einer Irrfahrt durch Thüringen und Osthessen – auf der mich der ebenfalls in Nordhausen gestrandete Mathias aus Meisen kurzweilig begleitete - holte mich mein Vater am Bahnhof in Fulda ab.
Web-Links für Radwanderer in Berlin
Bücher für Radwanderer über Berlin
ADFC: ADFC-Regionalkarten Berlin und Umgebung: Alle Radtouren für Wochenendtour und Tagesausflug.
Bielefeld 2011 (BVA Bielefelder Verlagsanstalt).
bikeline: Bikeline-Radtourenbuch. Rund um Berlin. Die schönsten Radtouren in und um Berlin.
2012 (Esterbauer).
Blomberg, Axel von: Die schönsten Radtouren rund um Berlin.
Bielefeld 2012 (BVA Bielefelder Verlagsanstalt).
Cramer, Michael: bikeline-Radtourenbuch Berliner Mauerweg.
2011 (Esterbauer).
Erdmann, Carsten: Radtouren in und um Berlin. Die schönsten Strecken. Mit ausführlichem Serviceteil.
Berlin 2011 (BerlinerMorgenpost).
Erdmann, Carsten: Ausflüge in und um Berlin. Die schönsten Ziele.
Mit ausführlichem Serviceteil.
Berlin 2010 (Berliner Morgenpost).
Jötzwiak, Sabine / Grieß, Ulrich: Berlin per Rad entdecken.
Bielefeld 2005 (BVA Bielefelder Verlagsanstalt).
Klapoth, Axel / Proß-Kapoth, Brigitte: Verborgene Orte in Berlin.
Berlin 2009 (Yuba EditionAxel Klappoth).
Lehmann, Holger: Berliner Ausflüge: Unterwegs zu den schönsten Zielen des alten Berlin.
Berlin 2010 (Verlag für Berlin-Brandenburg).
Seldeneck, Lucia Jay von / Huder, Carolin / Eidel, Verena:
111 Orte in Berlin, die man gesehen haben muss.
Köln 2011 (Emons).
Seldeneck, Lucia Jay von / Huder, Carolin / Eidel,Verena:
111 Orte in Berlin, die Geschichten erzählen.
Köln 2012 (Emons).
Specht, Arno: Geisterstätten: Vergessene Ortein Berlin und Umgebung.
Berlin 2010 (Jaron-Verlag).
Specht, Arno: Berlin-Souveniers: Spuren der Vergangenheit.
Traces of the Past.
Berlin 2012 (Jaron-Verlag).
Sterblich, Ulrike: Die halbe Stadt, die es nicht mehr gibt:
Eine Kindheit in Berlin (West).
Reinsbek bei Hamburg 2012 (rororo).
Wengerl, Tassilo: Radreiseführer Berlin: 28 Entdeckertouren in und um Deutschlands Hauptstadt.
München 2010 (Bruckmann).
Wiebrecht, Ulrike: Die besten Radtouren rund um Berlin.
23 Tagestouren abseits des Autoverkehrs.
2012 (Viareise).