Block-Künzler, Guido: Einmal Potsdam und zurück
Mit dem Rad rund um Brandenburg
1. Auflage, BoD.
Herstellung und Verlag:Books on Demand GmbH, Norderstedt
© Guido Block-Künzler. Alle Rechte vorbehalten
Umschlagphoto, Bilder und Gestaltung: Guido Block-Künzler
ISBN: 978 384 825 2770
Erscheinungstermin: voraussichtlich 2018er Erscheinungstermin: Sommer 201
Einmal Potsdam und zurück. Mit dem Rad auf der "Tour Brandenburg" rund um Brandenburg - Buchinhalt
Potsdam
„Im übrigen will ich, was meine Person betrifft, in Sanssouci beigesetzt werden, ohne Prunk, ohne Pomp und bei Nacht.“(Friedrich II.)
Havelland
„Lütt Dirn, kumm man röwer, ick hebb 'ne Birn“ (Theodor Fontane 1889)
Elbe
Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe
Radfahrerparadies Prignitz
„Ach, dat schöne Land, is mien Heimaotland, is mien leev, mien herzleev Prignitzland.“ (Hermann Graebke 1833 bis 1909)
Ruppiner Land
„An jeder Stelle gleichen Reiz / Erschließt dir die Ruppiner Schweiz.“ (Theodor Fontane)
Schorfheide
„Den Höhenrauch, den Nebel / Durchbricht der Sonne Schein! / Der See glänzt morgengolden – Sollt´ es kein Schauspiel sein?“
(Friedrich Brunold 1811-1894)
Uckermark
„Van färn – so sacht – een Klockenschlag! / De Sunn gung still to Roh.“ (Max Lindow 1875-1950)
Oderbruch
„Oder, mein Fluß, erklärbar / aus Quellen und Nebenflüssen, / mein Morgengewinn, meine Unruhe, / meine Sanduhr über den Ländern.“ (Günter Eich 1964)
Märkische Schweiz
„Am See, tief zwischen Tann und Silberpappel ….“
(Berthold Brecht 1953)
Beeskower Platte
"Sand, Einsamkeit und Stille" (Günter de Bruyn)
Lieberoser Heide
„Meister Isegrim hat nun wieder heimgefunden - / zaghaft und still ist er dabei, / die Lieberoser Heide zu erkunden!“ (Thomas de Vachroi 2012)
Spreewald
„ ..und altgewordene Bäume schwere, dunkle Fächer / bauen immer noch den Flüssen dichte Dächer.“ (Mina Witkojc 1893 –1975)
Niederlausitz
„Scheene Gänse haott Err diß Jaohr.“ (Otto Lukas 1881 bis 1956)
Cottbus
"Der Cottbuser Postkutscher putzt den Cottbuser Postkutschkasten."
Elbe – Elster - Land
Melanchthon: Der Lehrer Deutschlands
Fläming
Flamen aus Flandern siedelten hier
Belziger Landschaftswiesen
„Die Gewinnung des Heus wird dem Landmann von der Natur meist recht schwer gemacht.“(Belziger Rektor Paul Quade 1900)
Schwielowsee
„Das Segelschiff, die Fernsicht, die einsamen Herbstspaziergänge, die relative Ruhe, es ist ein Paradies.“ (Albert Einstein, 1929)
Potsdam
Hermann von Helmholtz:: „Reichskanzler der Physik“
Anhang
Für die Unersättlichen
Literatur über Brandenburg
Rad(fern)wege in Brandenburg
Ein Überblick
Genießen in Brandenburg
Mit dem Gaumen entdecken
Eine kurze Geschichte Brandenburgs
Wie wurde, was ist
Fotonachweis
Bildkommentare
Rund um Brandenburg
auf der "Tour Brandenburg"
Ein Reisebericht mit kommentierten Bildern
Übersichtskarte des TMB. Urheber: Tourismusbüro Brandenburg. Abfotografiert irgendwo auf der Strecke. Die Tour ist gut mit dem Emblem des Brandenburger Adlers ausgeschildert. Ich bin nur zwei Mal vom Weg abgekommen.
„Wo geht es hier zum Havel-Radweg?“ Meine lakonische Antwort: “Das weis nur der Wind - und das Tourismusbüro.“ Das schmächtige Mädchen mit dem bepackten Tourenrad schaute verzweifelt drein. Fast anklagend: „Aber sie haben doch ne Karte!“ Leider gelang es mir nicht, Karte und Realität in Einklang zu bringen. Ihr auch nicht. Potsdam verhübscht sich seit Jahren – um den Preis der Unübersichtlichkeit. „Ich fahr mal runter zur Havel. Irgendwann muss er dann ja kommen.“ Er kam.Wenn auch nicht dort, wo ich ihn vermutete. Mein Plan: Von Potsdam über den Havelradweg zur „Tour Brandenburg“, auf die ich kurz vor Brandenburg an der Havel treffen wollte. Der Rundkurs ist laut TMB 1111 km lang und führt an den Grenzen des Bundeslandes rund um Berlin. Im Hohen Fläming wollte ich dann auf dem Europaradweg R 1 zurück nach Potsdam fahren. Machte ich auch.
Der Radweg führte mich am Westufer des Schwielow Sees …
… und an den vielen weiteren Havelseen entlang.
Vom Schietwetter, das ab Werder an der Havel einsetzte und fast vierundzwanzig Stunden Dauerregen brachte, lies ich mir die Laune nicht verderben!
In Brandenburg an der Havel erklärte mir eine freundliche Dame vom örtlichen Tourismusbüro den Weg durch die Stadt. Mit „Geradeaus“ meinte sie auch „Geradeaus“. Na ja. Wer sich dennoch verfährt, sieht mehr. Alte Tourenradlerweisheit. Man muss nur gelassen dabei bleiben. Gelingt mir nicht immer. Hier im schönen Brandenburg an der Havel schon. Zumal der Regen Pause machte und hier und da sogar blauer Himmel zusehen war.
Am Breitlinger See, einem Teilstück der Havel, fand ich hinter dem Seecamp Malge einen Rastplatz. Ich breitete meine nassen Sachen aus. Still lag der See vor mir. Abendruhe.
Am nächsten Tag erreichte ich Rathenow an der Havel.
„Willst Du nicht in meiner Scheune übernachten?“ Auf der Landstraße ist man schnell beim „Du“. In Güstrow, auf dem Dorfplatz neben der Kirche, rastete ich über Nacht. Der Teilzeitbauer, der mir einen Platz unter seinem Dach anbot, setzte sich zu mir. Wir quatschten eine halbe Ewigkeit: Dorfleben gestern und heute (Ich hab einen Teil meiner Kindheit auf dem Dorf verbracht!), selbstgemachte Wurst und das Herumgespritze der Nachbarn („Viermal jährlich! Das gab es früher nicht.“). Am nächsten Morgen schien die Sonne. Mit guter Laune fuhr ich weiter. Eigentlich hatte ich in Rathenow die „Tour Brandenburg“ verpasst. Nun ging es eben an der Havel weiter. Auch schön. Dort würde ich wieder auf sie treffen. Ich verpasste dadurch leider Otto Lillienthals „Todeshügel“. Schade. Einer der Orte deutscher Geschichte, die man besucht haben sollte.
Bei Schollene zeigt die Havelaue deutliche Spuren der letzten Eiszeit. Die Tümpel sind ein Alleinstellungsmerkmal der Landschaften im Nordosten Deutschlands.
„Ich würde Dir gerne ein paar Euro schenken!“ Vor Havelberg wird der Radweg an der Landstraße entlanggeführt. Ein zotteliger Vespa-Fahrer hält an. Ich bin nicht mit vielen Dukaten unterwegs. Reiseschriftsteller sind selten reich. Aber Bedürftigere gibt es allemal. Zumal er so aussah, als ob er noch weniger als ich in der Tasche hatte.
Hinter Havelberg fahre ich unter blauem Himmel durch die Havelaue. Es ist angenehm warm. Meine Laune steigt.
Die Mündung der Havel in die Elbe ist etwas komliziert. Hier eine davon.
Am Elbkanal vor Wittenberge radelte ich auf dem Deich weiter.
In Wittenberge verirrte ich mich wieder mal. Eigentlich hätte ich nur der Elbe folgen müssen. Das wurde mir erst nach zehn Kilometern Umweg klar. Nicht ganz unschuldig war dabei die lokale Radwegführung, die unbedingt in die Innenstadt führen sollte. Es war bereits spät am Abend. Ich legte eine Zahn zu. Nach sechs Kilometern erreichte ich bei Wentdorf einen Rastplatz.
Höchste Zeit! Die Sonne ging bereits unter. Mit einem Becher Roten setzte ich mich auf den Deich und schaute ihr dabei zu. Hätte jemand für das Schauspiel mit den zwei Sonnen Eintritt verlangt – ich hätte gezahlt! Gelungene Inszenierung. Noch nie vorher gesehen. Wo blieb der Beifall aus dem Off?
Das Biosphärenreservat beginnt schon vor Wittenberge. Hier vor Lenzen. Nichts wie hin!
Die Burg Lenzen in Lenzen, der ältesten Stadt der Prignitz, ist heute Weltkulturerbe. Ehe jedoch die Kultur dran ist, sorgte ich für mein leibliches Wohl und überfiel einenSupermarkt. Während ich meine Beute verstaute, wurde ich angesprochen. „Weite Reise?“ „Na ja, wie mann es nimmt: rund um Brandenburg.“ Der Endfünfziger hatte auch Fernweh. „Zu gern würd ich wieder losziehen. So wie in jüngeren Tagen.“„Einfach tun. Mark Twain hat einmal sinngemäß gesagt, dass wir in zwanzigJahren nicht die Dinge bereuen, die wir getan haben, sondern die, die wir nicht getan haben.“
Zur Abwechsslung ging es hinter Lenzen ein bischen bergauf. Dann wurde es wieder flach. Prignitz eben.
Das DDR-Geschichtsmuseum im Dokumentationszentrum Perleberg bietet viele Ausstellungsstücke aus dem Alltag der Deutschen Demokratischen Republik. Auch unabhängig davon lohnt sich ein Besuch.
Hinter Perleberg erwarteten mich auch keine steilen Auftsiege. Das macht die alljährliche „Tour Prignitz“so attraktiv. Im norddeutschen Raum ist sie inzwischen die größte Radtourveranstaltung.
In Wittstock an der Dosse arbeitete ich mich wieder einmal an den Radwegweisern ab. Aber schön ist es hier!
In Zempow und den umliegenden Gemeinden wird an den 2009 erfolgreichen Kampf gegen das sogenannte Bombodrom erinnert.
Endmoränenrodeo vor Rheinsberg. Viel Wald „all inclusive“.
Rheinsberg: Kurt Tucholsky, Theodor Fontane, Friedrich der Große – in seiner Zeit dort noch Kronprinz. Ein Sehnsuchtsort. Für alle genannten – und alle Nachgeborenen.
Fontane? Großer Stechlinsee? Bei dem Wetter verzichtete ich schweren Herzens auf den Abstecher.
In Fürstenberg an der Havel nutzte ich den Discounter gegenüber der Kirche als Wärmestube. Aber irgendwann musste ich wieder raus in die Wildniss!
Hinter dem ehemaligen KZ Ravensbrück liegt Himmelpfort …
… wo der Himmel endlich seine Pforten geschlossen hatte.
Aber nur für kurze Zeit. Durchnässt und bereits radwegsuchend seit zwei Stunden unterwegs, schenkte mir die Dame vom Tourismusbüro einen Stadtplan. „Weil es regnet.“ Mit dessen – und nur mit dessen – Hilfe fand ich heraus aus Templin. Und am nächsten Tag zurück zum Radlerladen, wo ich einen neuen Schlauch nebst Pumpe erstand – und dieses Photo vom historischen Rathaus machte.
Am schönen Templiner See war die Winterpause bereits angesagt.
Die Nacht hatte ich in einer Schutzhütte nahe Templin im Biosphärenreservat verbracht.
Hinter Friedrichswalde verpasste ich erneut die „Tour Brandenburg“ und fuhr weiter auf dem Radweg „Historische Stadtkerne“ Richtung Angermünde.
Hinter Angermünde erreichte ich in Herzsprung einen Rastplatz
Am nächsten Morgen sprang mein Herz wirklich.
Mehrfach: Kein Fünf-Sterne-Komfort wiegt so etwas auf!
Durch die südliche Uckermark fuhr ich hinunter zum Odertal.
Im Nationalpark Unteres Odertal herrschte „Friede, Freude, Eierkuchen“ zwischen grasenden Kühen und Schwänen. So friedlich war es hier an der Oder nicht immer. Dreißig Kilometer weiter Richtung Norden hat im Zweiten Weltkrieg in Schwedt fast dreißig Mal die Front gewechselt. Kaum ein Stein blieb auf dem anderen.
Hinter Hohensaaten an der Oder traf ich erneut meine „Tour Brandenburg“.
Flach ist die Gegend bei Bad Freienwalde.
Ab Rathsdorf gab es „Kunst am Radweg“. Hier ein Rastplatz der etwas anderen Art.
Hinter Reichenow verfuhr ich mich wieder Mal. Auch, weil wohlmeinende Autofahrer mir den Weg beschrieben. Auf der Landstraße war meine Überlebenschance gering. Feierabendverkehr! Es wurde dunkel. Ich fuhr zurück zum Dorfplatz und übernachtete dort. Am nächsten Morgen fand ich den übersehenen Radwegweiser und fuhr in den Sonnenaufgang. Herrlich! Am Abend zuvor wäre die Strecke nicht so romantisch gewesen.
Wieder einmal die Ernte eines Umweges eingefahren!
In Strausberg begegnete ich einer anderen Welt. Der offizielle Radweg führt über den Flugplatz. Dort machten zwei Flugbegeisterte gerade ihr Leichtflugzeug klar für den Abflug. Das sind die Dinger, in denen man Angst hat, Luft zu holen, weil die Wände nachgeben könnten. Ich sah das daher mit gemischten Gefühlen. Vor Jahren war ich mit so einem Ding drei (!) Stunden über Nordrhein-Westfalen geflogen. Aber auch nur, weil das MUNLV mir dafür Geld gegeben hat!!! Angekommen in Aachen küsste ich den Boden. Ungelogen.
Mehr zu diesem Abenteuer unter www.landusewatch.info/40573/40869.html
Nein. Das war noch nicht der Straussee bei Strausberg. Wollte ich Euch aber nicht vorenthalten. Liegt aber am Radweg vor Strausberg.
Das war der Straussee! Wenig später überfiel mich eine Gruppe Grundschulkinder. „Ich bin die Jana .. " Sie plapperten fröhlich auf mich ein, während ich missmutig das Loch im Schlauch suchte. „Ich bin der Guido. Mein Schlauch hat ein Loch. Kommt vor. Kein Beinbruch.“ Mein Beitrag zur Erziehung des Radlernachwuchses.
Ich begab mich auf den Weg in die Märkische Schweiz – ein Gehügele vor den Toren Berlins. Angeblich sind in Deutschland – von wem auch immer – offiziell 67 Landschaften als „Dingenskirchen … Schweiz“ anerkannt. Was die Schweizer wohl dazu sagen?
In Fürstenwalde erreichte ich die Spree. Am zentralen Ottmar-Gerschke-Platz legte ich eine Pause ein.
Vom Spreewald habe ich viele Bilder. Waldeinsamkeit. Über zehn Kilometer keine Siedlung. Nur Wald und Radweg. Hier eines davon.
Eigentlich hatte ich mit meinem Freund Peter vereinbart, dass wir uns in Cottbus für eine kurze gemeinsame Tour treffen. In Beeskow rief ich ihn an: „Vergiss es. Das schaff ich nicht mehr!“ Peter kam am nächsten Tag mit dem Auto. Zugtechnisch ist Beeskow von Lüneburg eher eine Tagesreise entfernt.
Nach einigen Irrungen und Wirrungen – in deren Verlauf wir leider unerkannt und daher ohne ein Schwätzchen an meinem etwas berühmteren Kollegen Andreas Kieling vorbeifuhren - überquerten wir hinter Beeskow die Spree und fuhren weiter auf der „Tour Brandenburg“ Richtung Cottbus.
Es wurde ein schöner und entspannter Radlertag - obwohl ich meine Übersichtskarte verloren hatte. Peter sorgte vor. Beruflich gewohnt, selbst im Haifischbecken den Überblick zu behalten. Ohnehin war der Weg gut ausgeschildert.
Am Abend erreichten wir diesen Teich bei Chossewitz. Zuvor waren wir an einem Rastsplatz vorbeigefahren. Ich sagte noch: „Peter. Das wär doch was.“ Aber es war noch zu früh am Abend. Ohnehin war das hier für Peter Auszeit vom Berufsalltag - auch Kurzurlaub genannt. Dazu gehörte Abendessen in einer gemütlichen Dorfkneipe. Also weiter.
Und dann kam das winzige Dorf Chossewitz. Ich sagte noch zu Peter: „Schade, dass es kaum noch Dorfgaststätten gibt.“ Minuten später sitzt Peter in einer. Der Einzigen weit und breit. „Trüffelsucher!“ sag ich da nur. Mir wäre sie entgangen. Während ich noch Unterkunft checkte (lieber das örtliche Wartehäuschen oder das Vordach des Fußballvereins?), hatte mein Freund bereits eine Runde Bier bestellt. Gut gesättigt - mein letztes Schitzel hatte ich mit ihm auf Rügen ("Einmal Rügen und zurück. Mit dem Rad rund um Mecklenburg-Vorpommern.") vor zwei Jahren gegessen - fuhren wir zurück in den Wald. Zu jenem Rastplatz. Es wurde ein unvergesslicher Abend. Auch, weil lebenslange Freundschaft keinen Schaden nimmt, wenn man sich nur einmal im Jahr sieht. Weil man anknüpfen kann. Weil man gemeinsame Themen hat. Und vor allem: Weil man auch gemeinsam schweigen kann. Und sich dennoch später undendlich viel zu sagen hat. Die Schlafsäcke sahen uns erst weit nach Mitternacht. "Och. So spät schon?!"
Weil es so schön war mit Peter im Wald wiederholte ich die Nummer. Ohnehin hatte ich schon oft im Wald geschlafen. Die nächste Ortschaft Reicherskreuz sechs Kilometer entfernt. Am frühen Morgen bekam ich allerdings das Muffensausen. Eindeutig Wildschweine in der Nähe. Ihr Grunzen hallte kilometerweit durch den Wald. Nichts, was man zum Leben braucht, wenn man nicht grad auf Horrorfilme steht. Was tun? Aussitzen. Nicht wirklich wollen sie was von uns. Sind Vegetarier. Scheu zudem. Ohnehin hatte ich mich auf den Tisch gelegt. Vorsicht ist die Mutter der Porzelankiste! Ich überlebte diesen Hauch von Wildnis. Was diese Zeilen beweisen.
Heideschnukken? Die sehen hier in der Reicherskreuzer, einem Teilgebiet der Lieberoser Heide, etwas anders aus.
Nach der Heidelandschaft erreichte ich vor Cottbus wieder die Spree. Schöne Abwechslung.
In einem anderen Leben war ich bereits hier. Bald nach der sogenannten politischen Wende. Fremd kommt mir die Stadt vor. Ich erkenne nichts wieder. Aufgehübscht hat sie sich seitdem.
Sonnenuntergang vor Groß-Oßnig. Langsam wurde es Zeit, ein Dach über dem Kopf zu finden.
Am Westufer der Talsperre Spremberg fuhr ich Richtung Spremberg.
Es hatte in der Nacht heftig geregnet. Die Spree vor Spremberg war braun.
Lausitzer Braunkohlerevier: Das Dorf Jessen stand dort. Es wurde Opfer des Braunkohletagebaus.
Ich fand in Geierswald am Geierswalder See (Lausitzer Braunkohlerevier) Obdach in einer Schutzhütte. Und hatte regen Besuch. Der See ist der touristisch zuerst nutzbare See der zukünftigen Lausitzer Seenkette nach dem bereits seit den 1970er Jahren eröffneten Senftenberger See. Das Tagebaurestloch Koschen wurde mit dem Wasser der Schwarzen Elster geflutet.
Am nächsten Morgen fuhr ich am Ufer des Senftenberger Sees nach Senftenberg. Ein kurzes Morgenbad („Brrrr…“).
Danach besuchte ich die Festungsanlage und einen Discounter. In umgekehrter Reihenfolge.
Weiter ging es an der Schwarzen Elster vorbei an Lauchhammer Richtung Bad Liebenwerda.
Einige Kilometer vor der Stadt lagerte ich am Tor zu Gut Saathain auf einem Rastplatz ebenda. Das einstige Saathainer Rittergut ist mit zahlreichen Konzerten und Ausstellungen eines der kulturellen Zentren der Gemeinde und des Landkreises Elbe-Elster. Auf dem Gelände befindet sich unter anderem ein Rosengarten mit etwa fünftausend Rosenstöcken, eine aus dem Jahr 1629 stammende Gutskirche sowie ein auf den Grundmauern des 1945 zerstörten Saathainer Schlosses errichtetes Sommer-Café.
Seit dem 16. Januar 1925 trägt Liebenwerda den Titel „Bad“, nachdem das Preußische Staatsministerium einer Umbenennung der Stadt mit den Worten „Möge die Stadt unter dem neuen Namen glücklichen und gesegneten Zeiten entgegengehen!“ zustimmte. Im Kurpark machte ich eine Pause.
Weiter ging es nach München. In Brandenburg keine große Sache.
Vor Bernsdorf verlies ich die Schwarze Elster. Nach dem Regen ging der Mond auf. Radlerglück!
In Wiepersdorf besuchte ich das Grab der Bettina von Arnim. Die bedeutendste Vertreterin der deutschen Romantik heiratete Achim von Arnim, den sie bereits in Frankfurt als Freund und literarischen Arbeitskollegen ihres Bruders Clemens Brentano kennengelernt hatte. Bettina von Arnims literarisches und soziales Engagement („Zum Weltumwälzen geboren“ Elke Schmitter) trat erst nach dem Tod ihres Mannes 1831, dessen Werke sie herausgab, ins Licht der Öffentlichkeit. In der Ernüchterung, die der gescheiterten Revolution von 1848 folgte, verfasste sie 1852 die Fortsetzung Gespräche mit Dämonen, in der sie für die Abschaffung der Todesstrafe und die politische Gleichstellung von Frauen und Juden eintritt. „Wer ist des Staates Untertan? Der Arme ists! – Nicht der Reiche auch? – Nein, denn seine Basis ist Selbstbesitz und seine Überzeugung, daß er nur sich angehöre! – Den Armen fesseln die Schwäche, die gebundenen Kräfte an seine Stelle. – Die Unersättlichkeit, der Hochmut, die Usurpation fesseln den Reichen an die seine. Sollten die gerechten Ansprüche des Armen anerkannt werden, dann wird er mit unzerreißbaren Banden der Blutsverwandtschaft am Vaterlandsboden hängen, der seine Kräfte der Selbsterhaltung weckt und nährt, denn die Armen sind ein gemeinsam Volk, aber die Reichen sind nicht ein gemeinsam Volk, da ist jeder für sich und nur dann sind sie gemeinsam, wenn sie eine Beute teilen auf Kosten des Volkes.“
Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf. Glücklich war sie hier nicht.
Vor Jüterbog fuhr ich durch Kloster Zinna. 1764 gründete Friedrich der Große auf dem ehemaligen Klostergebiet eine Stadt. Er siedelte Handweber aus der Oberlausitz an, um dieRegion wirtschaftlich neu zu beleben. Diese Belebung gelang zwar nicht in gewünschtem Umfang, dennoch errichtete die Stadt Friedrich 1864 zum Dank ein Denkmal auf dem Marktplatz.
Danach fuhr ich weiter in den Hohen Fläming Richtung Treuenbrietzen. Der Fläming ist als 30 bis50 Kilometer breiter Höhenrücken Teil des Südlichen Landrückens, der insbesondere in der Saaleeiszeit geformt wurde. Die Stadt Jüterbog gilt als Grenze zwischen dem Hohen Fläming im Westen und dem Niederen Fläming im Osten.
Den Namen führt der Fläming wegen der Flamen, die nach der Gründung der Mark Brandenburg 1157 und dem anschließenden Landesausbau in hoher Zahl den Höhenzug besiedelten. Der auch heute noch dünnbesiedelte Landstrich und insbesondere die Lutherstadt Wittenberg am südlichen Rand des Fläming gelten als früher Ausgangspunkt der Reformation.
In Klein-Marzehn verlies ich die „Tour Brandenburg“, um auf dem Europaradweg R 1 zurück nach Potsdam zu fahren. Der führt über 3.600 Kilometer als Radfernweg von Boulogne-sur-Mer in Frankreich nach Sankt Petersburg in Russland.
Bad Belzig ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft „Städte mit historischen Stadtkernen“ (zu denen ein eigener Radweg führt, der immer wieder deckungsgleich mit der „Tour Brandenburg“ ist) des Landes Brandenburg. Nördlich von Bad Belzig bei Verlorenwasser war der geographische Mittelpunkt der DDR.
Rund drei Kilometer talabwärts entlang des Belziger/Fredersdorfer Bachs beginnen am Ortsteil Fredersdorf die Belziger Landschaftswiesen, die eine flache und vegetationsarme Niederungslandschaft im Baruther Urstromtal bilden. Das rund 7600 Hektar umfassende siedlungsfreie Gebiet gehört zum Naturpark Hoher Fläming und ist seit dem 1. Juli 2005 mit einem Teil von rund 4500 Hektar als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Es bildet zudem eines der letzten Refugien für die Großtrappe in Deutschland.
Borkheide liegt zwischen den Städten Beelitz und Bad Belzig, im Zauchegebiet, einem eiszeitlichen Sander. Auf dem Sand wachsen hauptsächlich Kiefern, daher wird der Ort auch als Waldgemeinde bezeichnet.
Am Südende des Schwielow Sees verlies ich den R 1 (der am Westufer weitergeführt wird) und besuchte Einsteins Sommerhaus. „Nicht grad klein“ konstatierten Radwanderer, die mit mir davor standen. Auf eigenen Wunsch ließ sich Einstein ein Holzhaus bauen. Das Einsteinhaus in Caputh, rund sechs Kilometer südlich von Potsdam, wurde vom Herbst 1929 an vom Frühjahr bis zum Herbst 1932 von Albert Einstein und seiner Frau Elsa sowie deren beiden Töchtern und einer Hausangestellten bewohnt. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 kehrten Albert und Elsa Einstein von einer Reise indie USA nicht mehr nach Deutschland zurück. Heute trägt nach einem langen Restitutionsverfahren die Hebräische Universität Jerusalem das Haupteigentum. Die Gedenkstätte darf besucht werden.
Das Ehepaar Einsteinverbrachte zahlreiche (nicht nur) Sommerwochen in ihrem Haus, wobei Einstein (obwohl Nichtschwimmer) gerne und häufig Segelausflüge auf den Gewässern der Umgebung unternahm: „Das Segelschiff, die Fernsicht, die einsamen Herbstspaziergänge, die relative Ruhe, es ist ein Paradies.“ (Albert Einstein, 1929)
Bis Potsdam war es nun nur noch ein Katzensprung.
Rad(fern)wege in Brandenburg
Ein Überblick
Berlin-Kopenhagen
Der Radfernweg Berlin–Kopenhagen verbindet die dänische und die deutsche Hauptstadt auf einer Gesamtlänge von 630 Kilometer. Die Teilstrecke von Berlin durch Brandenburg führt über Oranienburg, Liebenwalde und Zehdenik nach Fürstenberg/Havel (127 km).
http://radreise-wiki.de/Berlin-Kopenhagen
Berlin-Leipzig
Der 250 Kilometer lange Radfernweg führt auf speziellen Radwegen, Wanderwegen und verkehrsarmen Landstraßen vom Brandenburger Tor in Berlin bis zum Leipziger Hauptbahnhof. In Brandenburg endet er nach 96 Kilometern in Jüterbog.
www.radweg-berlin-leipzig.de
Berliner Mauerradweg
Der Berliner Mauerweg führt entlang der ehemaligen DDR-Grenzanlagen über knapp 165 Kilometer um West-Berlin herum. Über kurze Strecken verlässt er das Berliner Stadtgebiet Richtung Brandenburg. Der Berliner Mauerweg wird von mir demnächst in dem Radreisebuch „Einmal Wannsee und zurück. Mit dem Rad rund um Berlin (West)“ ISBN 978 384 822 4944 beschrieben. Einen ersten Eindruck mit weiteren Infos findet ihr auf meiner Autoren-Homepage.
www.outdoor-reiseberichte.info/Rund-um-Berlin
Bischhofstour
Radler der Bischofstour können sich auf der Strecke von 108 Kilometern in das ferne Mittelalter zurückversetzt fühlen, als die mächtigen Havelberger Bischöfe zu Pferd oder in der Kutsche durch die Prignitz reisten, um räuberische Ritter zu disziplinieren oder Synoden und Klöster in ihrem Bistum zu besuchen. Von Havelberg, auch Wiege der Prignitz genannt, führt die Tour bis nach Wittstock.
www.reiseland-brandenburg.de/themen/radfahren/weitere-fernradwege/bischofstour.html
Dahme-Radweg
Der Dahme-Radweg verbindet über 123 Kilometer die Metropole Berlin mit attraktiven Ausflugsorten im südlichen Berliner Umland. Er orientiert sich am Flusslauf der Dahme und beginnt in Berlin Köpenick, wo die Dahme in die Spree mündet.
www.dahme-radweg.de
Elbe-Radweg
Der insgesamt 1220 km lange Elberadweg beginnt in Špindlerův Mlýn (Spindlermühle) im Riesengebirge und endet an der Elbemündung in die Nordsee. Er wird sowohl von Radfahrern als auch von Fußgängern genutzt. Im Jahr 2011 wurde er bereits zum 7. Mal in Folge von Mitgliedern des ADFC zum beliebtesten Fernradweg Deutschlands gewählt. Im Norden Brandenburgs führt er 90 km durch die Prignitz – immer auf dem Elbdeich durch das UNESCO-Biosphärenreservat „Flusslandschaft Elbe“.
www.elberadweg.de
Elbe-Müritz-Radweg
Auf dem insgesamt 410 Kilometer langen Radrundweg zwischen der Flusslandschaft und der Seenkette erschließt sich eine beeindruckende Kulturlandschaft. Guter Ausgangspunkt ist Wittenberge. Dann geht es den Elbe-Radweg hoch bis Lenzen und über Waren im Süden von Mecklenburg-Vorpommern, Pritzwalk, Bad Wilsnack und Rühstädt zurück.
www.elbe-mueritz-rundweg.de
Europaradweg R1
Radfernweg von Calais in der Normandie bis nach St. Petersburg in Russland. Die D-Netz-Route 3 als deutscher Teil (960 km) führt von Vreden-Zwillbrock an der niederländischen Grenze nach Küstrin-Kietz an der polnischen Grenze. 209 Kilometer führen durch Brandenburg: vom Fläming hinter Wittenberg über Potsdam und Berlin bis Küstrin-Kietz.
www.euroroute-r1.de
Flaeming-Skate
Flaeming-Skate ist die Bezeichnung für ein Wegesystem von insgesamt rund 230 Kilometern im brandenburgischen Landkreis Teltow-Fläming, das speziell für die Bedürfnisse von Inlineskatern konzipiert wurde, jedoch auch von Radfahrern und anderen Rollsportarten genutzt werden kann. Die zwei bis drei Meter breite Bahn ist aus feinstem Asphalt. Es ist die längste zusammenhängende Strecke dieser Art in Europa. Die Flaeming-Skate ist in Teilen auch gleichzeitig Streckenabschnitt für andere überregionale Radwege (z.B. Tour Brandenburg).
www.flaeming-skate.de
Fürst-Pückler-Weg
Radfernweg im Süden von Brandenburg sowie auf kurzen Teilstrecken auch im Norden Sachsens. Der Radweg ist unter dem Motto 500 Kilometer durch die Zeit in die Projektliste der Internationalen Bauausstellung Fürst-Pückler-Land aufgenommen worden. 2006 wurde er als erster Radfernweg in Deutschland mit einem Gütesiegel nach den Kriterien des ADFC modellhaft zertifiziert. Der Radfernweg führt vorbei an traditionellen Siedlungen und Dörfern, Schlössern und Parkanlagen der durch den Braunkohlebergbau geprägten Lausitz und kommt an nahezu allen IBA-Projekte vorbei.
www.reiseland-brandenburg.de/themen/radfahren/fuerst-pueckler-radweg.html
„Gänsetour“ im Flusstal der Stepenitz
Die „Gänsetour“ im Flusstal führt durch die anliegenden historischen Stätten auf rund 70 Kilometern vom Oberlauf der Stepenitz bei Meyenburg bis zur Mündungin Wittenberge. Der Name der Tour und ihr wegweisendes Gänselogo verweisen auf eines der ältesten und bedeutendsten Adelsgeschlechter der Prignitz, den „Edlen Herrn“ Gans zu Putlitz. Nahezu alle kulturhistorischen Stätten entlang der Tour sind mit dieser Familie verbunden. Der Ritter Johann Gans zu Putlitz stiftete1230 das Nonnenkloster Marienfließ, um die Grenze gegen Mecklenburg zu sichern. Klösterlicher Boden blieb im Mittelalter meist von kriegerischen Auseinandersetzungen verschont.
www.dieprignitz.de/gaensetour.html
Gurcken-Radweg
Radrundtour in über 250 Kilometer durch das Brandenburger Feuchtgebiet Spreewald. Seinen Namen verdankt er den Spreewälder Gurken (mehr dazu unten unter Genießen in Brandenburg. Kulinarische Tipps für Radwanderer). Der größte Teil des Radwegs führt durch die ausgedehnten Erlenwälder des Biosphärenreservats Spreewald. Das Landschaftsbild ist geprägt von nahezu dreihundert Fließen, zu denen sich der Lauf der Spree auf einer Fläche von 500 Quadratkilometern verzweigt. Die Route enthält keine nennenswerten Steigungen und ist überwiegend von guter Qualität.
www.reiseland-brandenburg.de/themen/radfahren/gurkenradweg.html
Havel-Radweg
Der brandenburgische Teildes insgesamt 421 Kilometer langen Radfernweges beginnt in Fürstenberg/Havel. Ab Zehdenick hält er sich nah am Fluss und erreicht über Oranienburg den Berliner Bezirk Spandau. Bis hierhin verläuft der Havel-Radweg auf derselben Strecke wie der Radweg Berlin–Kopenhagen. Über Potsdam, von wo an er Richtung Westenverläuft, und Werder führt der Weg nach Brandenburg an der Havel sowie von dortin nordwestlicher Richtung über Rathenow zur Mündung der Havel nach Havelberg. Neben dem Müritz-Nationalpark quert der Weg die Naturparks Stechlin-Ruppiner Land, Uckermärkische Seen, Barnim und Westhavelland sowie das Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg.
www.havelradweg.de
Havelland-Radweg
Der Havelland-Radweg führt vom Rande der Hauptstadt Berlin (Spandau) über Paaren im Glien, Nauen und Ribbeck durch das Havelländische Luch nach Rathenow und von dort weiter bis an die Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt. Von der Landesgrenze ist es nicht weit bis zum Altmarkrundkurs und zum Elberadweg.
www.havelland-tourismus.de/havelland/radfahren/havelland-radweg.html
Hofjagdweg
97 Kilometer langer Radweg von Königs-Wustehausen nach Vetschau/Spreewald. Er folgt den Wegen der Jagd vor allem in der Regierungszeit des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. (1713-1740) am preußischen Königshof. Landschaftlich ist der Weg sehr schön. Er führt am Dahme-Heideseen Gebiet vorbei über Groß Wasserburg, Krausnik, Schlepzig, Lübben.
www.radreise-wiki.de/Hofjagdweg
Kohle, Wasser Wind-Tour
„Zwischen den Monumenten der Energiegewinnung führt der Radfernweg (über 250 Kilometer) durch dieidyllische, überwiegend ebene Landschaft.“ (ADFC)
www.adfc.de/deutschland/alle-routen/23b-kohle-wind-und-wasser-tour/23b-kohle-wind-und-wasser-tour
Märkische Schlössertour
Eine Zeitreise über 197 Kilometer auf zwei Rädern verspricht die Schlössertour durch das Oderland zwischen Beeskow und Tauche. Von Preußens Glanz zeugenzahlreiche kulturhistorisch interessante Schlösser und Herrenhäuser. Elf dieser architektonischen Kostbarkeiten, oft in sehenswerten Parks gelegen, sind über diese Fahrradroute verbunden.
www.adfc.de/deutschland/alle-routen/17c-maerkische-schloessertour/17c-maerkische-schloessertour
Niederlausitzer Bergbautour
Eine Entdeckungsreise durch mehrals 150 Jahre Braunkohlegeschichte. Der Fernradweg führt Euch auf über 500 km durch den Süden Brandenburgs und ein kurzes Stück durch den Norden Sachsens. Dabei erlebt Ihr eine Mischung aus Industriekultur, malerischen Orten, imposanten Tagebauen und neuen Landschaften. Die Stadt Cottbus ist das größte Drehkreuz an der Niederlausitzer Bergbautour und hat Anbindungen an den Regionalverkehr sowie Fernverbindungen.
www.niederlausitzer-bergbautour.de
Oder-Neiße-Radweg
Der Oder-Neiße-Radweg ist ein rund 630 Kilometer langer Fernradweg in Tschechien und Deutschland. Er folgt weitgehend der deutschen Ostgrenze zu Polen und durchquert dabei die größten Flussauen Europas im Nationalpark „Unteres Odertal“. Hinter Bad Muskau quert er die Landesgrenze zu Brandenburg. Nach 282 Kilometern verlässt er das Bundesland Brandenburg hinter Schwedt/Oder wieder.
www.oder-neisse-radweg.de
Oder-Spree-Tour
Die Oder-Spree-Tour führt über 278 km Rundkurs durch zwei Naturparks, auf ausgebauten, asphaltierten Radwegen entlang an Spree und Oder. Kleinere Abschnitte führen über Waldwege. Sie beginnt in Fürstenwalde, führt über Eisenhüttenstadt und Beeskow zurück nach Fürstenwalde.
www.oder-spree-tour.de
Panke-Radweg
Behördenamtlich ist der Panke(rad)wanderweg der „ökologische Korridor aus Berlins Mitte nach Brandenburg“ – und mit 34 km eigentlich kein Fernradweg. Die Flussnamen Pankeund Spree stehen als Symbol für das preußische Berlin und die Metropole des Deutschen Reiches von 1871. Nach der Wende wurde in den 1990er Jahren der Rad- und Wanderweg als Teil des Radfernweges Berlin-Usedom in den Bezirk Pankow verlängert. Somit ist der Pankewanderweg durchgehend von Berlin-Mitte bis zur Bernauer Quelle begeh- und befahrbar. Der Pankeradweg ist bis Bernau mit dem Radfernweg Berlin–Usedom identisch.
www.radreise-wiki.de/Panke-Radweg
Radfernweg Berlin-Usedom
Der Radfernweg führt auf einer Gesamtlänge von 337 Kilometern von Berlin-Mitte durch das Barnimer Land, die Uckermark und durch Vorpommern nach Peenemünde auf die Insel Usedom. Kurz vor Pasewalk verlässt er nach etwa 170 Kilometern Brandenburg.
www.berlin-usedom-radweginfo.de
Radtour - Brandenburger Elbtalaue
Entlang der Elbe ist die Strecke auf 80 Kilometern Länge mit dem überregionalen Elberadweg identisch. Landeinwärts radelt ihr über Nebenstraßen und Wirtschaftswege durch stille Elbdörfer. Den Rundkurs über 190 Kilometer sollte man in Wittenberge starten, da es problemlos mit der Bahn zu erreichen ist.
www.fahrradreisen.de/radwege/r382.htm
Radtour Historische Stadtkerne
Wenn Sie 31 „Städte mit historischen Stadtkernen“, viel Kultur, Einkehrmöglichkeiten und reizvolle Landschaften erfahren wollen, habt ihr die Wahl zwischen sechs Routen. Die sechs Radfernwege lassen sich jeweils als gesamte Route oder auch in Teilabschnitten befahren.
www.reiseland-brandenburg.de/themen/staedte/historische-stadtkerne/details/radrouten.html
www.ag-historische-stadtkerne.de/31-stadtkerne
Ruppiner Seen-Kultur-Radweg
Die Tour geht vorbei an zahlreichen Seen. Sie ist vor allem eine Reise mit vielen kulturellen Höhepunkten:Rheinsberg am Grienericksee mit Schloss, Park und Theater und Oranienburg mit Barockschloss, Neuruppin mit klassizistischer Architektur, Geburtsstadt von Schinkel, und Fontane.
www.radreise-wiki.de/Seen-Kultur-Radweg
Schwarze-Elster-Radweg
Der Schwarze-Elster-Radweg ist ein 190 Kilometer langer Radfernweg im Süden von Brandenburg und Norden von Sachsen sowie auf kurzen Teilstrecken auch im Osten Sachsen-Anhalts. Der Radweg verläuft von Elstra in der sächsischen Oberlausitz bis zur Mündung in die Elbe größtenteils direkt auf dem Deich der Schwarzen Elster. Der brandenburger Abschnitt beginnt am Geierswalder See im Lausitzer Seenland und endet nach 126 Kilometern kurz hinter der Landesgrenzein Elster bei Jessen an der Einmündung zur Elbe.
www.elbe-elster-land.de/de/radwandern/schwarze-elster-radweg.html
Spreeradweg
Der Radfernweg mit insgesamt 420 Kilometern Länge beginnt an der Spreequelle in Eibau und folgt dem Spreelauf durch den Spreewald mit seinen weit verzweigten Kanälen bis an die Berliner Stadtgrenze. Dort hat er Anschluss an den Europaradweg R1.
www.spreeradweg.de
Sorbische Impressionen im Landkreis Spree-Neiße
Die thematische Tour über 130 Kilometer in der Ober- und in der Niederlausitz führt zu vielen interessanten Sehenswürdigkeiten der Geschichte und Gegenwart dieses kleinen Volkes.
www.tourismus-sorben.com/de/themenweg-sorbische-impressionen-in-der-oberlausitz/themenweg.html#inhalt
Tour Brandenburg
Der mit vier Sternen vom ADFCausgezeichnete Radfernweg ist ein Rundkurs, der überwiegend in der Nähe der Außengrenzen des Bundeslandes, teilweise auch in Sachsen und Sachsen-Anhalt verläuft. Mit einer Streckenlänge von über 1000 Kilometern ist er neben dem Elbe-Radweg der längste Radfernweg in Deutschland. Der Radfernweg berührt, mit Ausnahme der Landeshauptstadt Potsdam, nahezu alle touristisch interessanten Regionen des Landes. Er berührt alle brandenburgischen Radfernwege bzw. nutzt teilweise deren Trassen.
www.reiseland-brandenburg.de/themen/radfahren/tour-brandenburg.html
www.outdoor-reiseberichte.info/Rund-um-Brandenburg
Treidelweg Finowkanal
Der 60 Kilometer lange Rad-und Wanderweg von Hohensaaten an der Oder bis Liebenwalde wird allgemein nur als Treidelweg bezeichnet. Er verläuft weitgehend entlang der alten Treidelroute des Finowkanals. An einigen Stellen verläuft er wegen topografischer Gegebenheiten bzw. Eigentumsverhältnissen nicht direkt am Finowkanal. In Liebenwalde hat er Anschluss an den Radfernweg Berlin-Kopenhagen und den Havel-Radweg.
www.radreise-wiki.de/Treidelweg#Liebenwalde
Web-Links zum Radwandern in Brandenburg
Bücher für Radwanderer über Brandenburg
bikeline: bikeline Radtourenbuch: Radfernweg Tour deBrandenburg. Rund um Berlin durch ganz Brandenburg.
2009 (Esterbauer).
bikeline: bikeline Radtourenbuch: Historische Stadtkerne
im Land Brandenburg. Teil 1: Norden.
2012 (Esterbauer).
bikeline: bikeline Radtourenbuch: Niederlausitzer Bergbautour.
2004 (Esterbauer).
Brönner, Thorsten: Radführer Berlin – Kopenhagen 20 Tagesetappen mit Karten 1 : 75.000.
München 2011 (Bruckmann).
Ernst, Karin / Reinsch, Melanie: Fahrradland Brandenburg. 17 ausgewählte Touren.
2010 (MärkischesVerlagshaus).
Feder, Manfred: Wandern in der Schorfheide.Touren durch eine ungewöhnliche Landschaft.
2005 (Trescher Verlag).
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark-Brandenburg.
Vollständige Ausgabe in 5 Bänden.
München 1994 (Nymphenburger).
Frey, Hildegard und Wolfgang: Kompass Radwanderführer Mark Brandenburg.
Insbruck 2000 (Kompass).
Heinrich, Gerd: Kulturatlas Brandenburg. Historische Landkarten. Geschichte der Mark.
2011 (Bäßler).
Kühl, Sebastian: Flüsse, Fähren und grüne Wälder. Nord-Brandenburg. Fahrrad – Touren – Karten.
2009 (SD Media Services).
Matthes, Ina / Ernst, Karin / Reinsch, Melanie: Fahrradland Brandenburg. 19 ausgewählteTouren.
2011 (MärkischesVerlagshaus).
Moor, Dieter: Was wir nicht haben brauchen Sie nicht. Geschichten aus der arschlochfreien Zone.
Reinbek 2009 (rororo).
Moor, Dieter: Lieber einmal mehr, als einmal weniger. Frisches aus der arschlochfreien Zone.
Reinbek 2012 (rororo).
Nölte, Joachim / Dannenbaum, Marc: Uckermark. Ein Wegbegleiter. Wandertouren, Stadtrundgänge, Naturerlebnisse, Kulturtipps.
2012 (Terra Press).
Reiche, Steffen (Hrsg.): Potsdam, wo es am schönsten ist.
B. & S. Siebenhaar.
Salzmann, Dieter: Radwandern in Brandenburg.
In 58 Etappen durch die Mark.
2002 (Trescher Verlag).
Scheddel, Klaus: Ganz Brandenburg: 70 Ausflüge in die Mark.
2012 (Viareise).
Stennert, Birgit und Martin: MarkBrandenburg. Radführer.
50 Top-Rad-Touren.
Insbruck 2009 (KOMPASS).
Steyer, Claus-Dieter: Geheime Orte in Brandenburg.
Berlin 2012 (Nicolai Berlin).
Utthof, Hans Rudolf: Uckermark und Schorfheide.
1998 (Stürtz).
Strubel, Antje Rávic: Gebrauchsanweisung für Potsdam und Brandenburg.
2012 (Piper Taschenbuch).
Thalmann, Christine / Pein, Liane von: Bauer sucht Kultur.
Die Sendung mit Dieter Moor.
2012 (Neues Leben).
Weber, Ino:Biosphärenreservat Scharfheide-Chorin.
Radtouren, Wanderwege, Reiseziele.
Reinbek 2011 (Books onDemand).
Zille, Heinrich: Dat kleene Zille-Kochbuch.
Gerichte mit Geschichte aus Berlin und Brandenburg.
2005 (Komet).
Genießen in Brandenburg: Mit dem Gaumen entdecken
Kulinarische Tipps für Radwanderer in Brandenburg
„Streusandbüchse des Deutschen Reiches.“ Brandenburg ist wegen des überwiegend sandigen Bodens eine eher arme Gegend gewesen. Entsprechend ist die traditionelle Brandenburger Küche einfach und bodenständig. In Brandenburg wird oft mit frischen landwirtschaftlichen Erzeugnissen gearbeitet, da traditionell noch recht viel Landwirtschaft betrieben wird. Auch die Vieh- und Weidewirtschaft kommt nicht zu kurz: Brandenburger Landente, Uckermärker Rind, Havelländer Apfelschwein, Ruppiner Weidelamm … Brandenburg gehört außerdem zu den wald- und wildreichsten Bundesländern. Und Wasser gibt es auch genug. Die Eiszeit-Gletscher und Schmelzwasser haben in Brandenburg eine charakteristische Landschaft von Flüssen und tiefen Seen zurückgelassen. Insgesamt fünfundfünfzig Speisefischarten tummeln sich hier:Aale, Hechte, Welse, Forellen, Karpfen, Maränen, Zander, Saiblinge … Auf den Teller kommen sie gräuchert, gedünstet, gekocht und gebraten.
Dem kargen Boden rangen Bauern schon vor Jahrhunderten mit Mühe Kartoffeln und Rüben ab. Die Hugonotten, die vor zweihundert Jahren auf der Flucht vor religiöser Verfolgung in Brandenburg und Berlin eine neue Heimat fanden, brachten neben Erbsen und Salat auch den Spargel mit. Auf den sandigen Böden gedeiht er bis heute prächtig, besonders im Südwesten von Potsdam auf den sandigen Böden zwischen Elbe, Havel und Spree (BeelitzerSpargel). Gegessen wird er auch hier überwiegend mit rohem Schinken und Sauce Hollandaise.
Im westlichen Brandenburg liegt das Havelland, kulinarisch bekannt durch die Teltower Rübchen. In einem Küchenlexikon von 1901 kann man dazu lesen: „Eine berühmte Zuchtform der weißen Rüben, die in den Sandböden der Mark Brandenburg angebaut wird (märkische Rübe). Die winzigen, meist braunen, würzig-süßen Wurzeln gelten als Gemüsedelikatesse.“ Das Geheimnis dieser „berühmten Zuchtform“ bestand darin, dass die weißen Rüben im kargen märkischen Sandboden nicht groß wurden, dafür aber einen besonders zarten Geschmack hatten. Feinschmecker Johann Wolfgang von Goethe schätzte sie so sehr, dass er sich regelmäßig Nachschub mit der Postkutsche nach Weimar schicken ließ. Teltower Rübchen können roh zu Salaten und gekocht als Suppe oder Beilage verwendet werden. In der klassischen Zubereitung werden sie im Ganzen oder halbiert mit in Butter karamellisiertem Zucker, abgelöscht mit Fleischbrühe, gedünstet. Dabei entsteht eine konzentrierte, dunkle Sauce, die mit wenig Mehl leicht gebunden wird. Teltower Rübchen sind auch Hauptbestandteil im Märkischen Topf. Dabei wird die eine Hälfte mit Butter und Zucker karamelisiert, ehe sie in den Topf kommt. Dazu noch Frühlingszwiebeln, Pilze, Saure Sahne und Rinderfilet. Fertig.
Knieperkohl („Saurer Hansen“) hingegen ist das Nationalgericht in der Prignitz: ein dem Sauerkraut ähnliches Sauergemüse. Er besteht aus Weißkohl, blauem Markstammkohl (oder Blättern von Rotkohl) und Grünkohl. Die Kohlblätter werden in Wasser aufgekocht, ausgedrückt, eingesalzen, schichtweise mit Wein- und Kirschblättern in Steinzeugtöpfe eingestampft. Bis zu zehn Wochen vergären sie dort. Die Geschichte des Knieperkohls beginnt mit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges. In der Prignitz lebte nur noch ein Zwölftel der Bevölkerung. Die übliche Winternahrung der Menschen war Sauerkraut. Da aber kein Weißkohl mehr vorhanden war, entschloss man sich inder Not, Futterkohl zu säuern. Daraus ist im Laufe der Jahre der heutige Knieperkohl entstanden. Im Winter wird der Knieperkohl dann mit Speck, Kasseler oder Lungenwurst gegessen, bis es im Magen kniept. Dazu gehört eine ordentliche Portion Pellkartoffeln.
Apropos Kartoffel: Bekanntermaßen war es Friedrich der Große, der zwangsweise den Kartoffelanbau durchsetzte. Es sind fünfzehn solcher „Kartoffelbefehle“ bekannt. Der erste wurde 1746 anlässlich einer Hungersnot in Pommern erlassen. Darüber hinaus ließ er die Verbreitung der Kartoffeln („Tartoffeln“) durch die Pastoren befördern, die als „Knollenprediger“ neue Erkenntnisse weitergaben und zum Anbau rieten. Nach anfänglichen Misserfolgen gedieh sie in dem lockeren Boden prächtig. Zehn Jahre später hatte sie die Kochtöpfe der Brandenburger und Berliner erobert. Theodor Fontane zollte den märkischen Kartoffeln in seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ reine Lobeshymnen. Noch heute basieren zahlreiche brandenburger Spezialitäten wie Pellkartoffeln mit Speckstippe,Quetschkartoffeln oder Kartoffelpuffer auf Kartoffeln. In der Uckermark nennt man sie „Nudeln“ und verarbeitet sie zu Nudelsuppmed Plum un Speck: Kartoffelsuppe mit Backpflaumen und Speck. Wie wurde aus der Kartofel die Nudel? Ein Pastor aus Groß Ziethen war wohl schuld. Der war des Lateinischen mächtig. Er soll 1716, als er das erste Mal Kartoffeln aß, die kleinen Feldfrüchte als Nodulus bezeichnet haben: „Knöllchen“. In der Uckermark auch beliebt: Kloppschinken med Suernudeln un Boddermelk: Schinken, der wie ein Schnitzel geklopft und mit Buttermilchkartoffeln gereicht wird.
Auch die Steckrübe (im Norden: Wruke) wächst im sandigen Boden Brandenburgs. Steckrüben erreichten Deutschland im 17. Jahrhundert aus Skandinavien, daher werden sie auch Schwedische Rüben genannt. Wruken waren bereits den Babyloniernbekannt. Im Ersten („Hindenburg-Knolle“) wie im Zweiten Weltkrieg dienten sie als Notnahrung (Stichwort: Steckrübenwinter 1916/17). Sie standen damals ständig und in mehr oder weniger vielen Varianten auf dem Speisezettel. Eine besonders grasse Variante schilderte der Satiriker Otto Ernst: „Es gelang ihr (Frau Line Gutbier) auch sonst, in der Linderung der Nahrungsnöte einen geradezu verblüffenden Erfolg zu erzielen. Sie war nämlich schließlich in den Ausschuß zur Leitung der Kriegsküche gewählt worden ... Die Steckrübe ist der Filetbraten des Volkes, davon war sie überzeugt. ‚Wasser ist das Beste’ dachte sie mit Pindar. Und so wechselte sie zwischen Steckrüben mit Wasser und Wasser mit Steckrüben. Sie überwachte genau die Abmessung der Portionen, damit das Volk nicht der Völlerei verfalle. Die Wirkung war fabelhaft: Sobald Line Gutbier die Woche hatte, schrumpfte die Not auf ein Minimum zusammen, und bald erschien überhaupt keiner mehr mit dem Suppentopfe.“ (Otto Ernst: „Satiren, Fabeln, Epigramme, Aphorismen“). Es ist daher nicht überraschend, dass Wruken in der Nachkriegszeit zu den eher unbeliebten Gemüsearten („Schweinefutter“) gehörten. Gleichwohl blieben sie weiterhin auf dem ländlichen Speiseplan. Einfach weil sie in den Gemüsegärten unkompliziert anzubauen waren und ein billiges Nahrungsmittel darstellten. Ihr herbsüßer Geschmack (sie enthalten viel Zucker, sind aber durch ihren hohen Wassergehalt sehr kalorienarm) erinnert an Kohl und Möhren. Eine tpische Zubereitung in Brandenburg: Wruken mit Gänseklein. Macht ein bisschen Arbeit – die sich jedoch lohnt. Kompliziert ist die Zubereitung nicht: Zwiebeln und Gemüse in kleine, Kartoffeln in größere Würfel schneiden. Speck würfeln und in einem hohen Topf anbraten. Zwiebelwürfel, etwas später Gemüssewürfel und zuletzt Gemüsebrühe hinzugeben. Danach das mit Pfeffer und Salz eingeriebene Gänsfleisch hinzugeben. Nach einer Stunde kommen die Kartoffelwürfel dazu. Alles mit Salz, Pfeffer, Majoran und Zucker abschmecken. Nach anderthalb Stunden ist der Eintopf fertig. Jetzt nur noch Gänsefleisch zerkleinern und den Eintopf mit Petersilie überstreuen.
Und dann sind da noch die Spreewälder Gurken: Ein Verkaufsschlager Brandenburgs, der in keinem Spezialitätenladen der Republik fehlen darf. Theodor Fontane in seinen Wanderungen durch dieMark Brandenburg: „Die Spreewaldprodukte haben nämlich in Lübbenau ihren vorzüglichsten Stapelplatz und gehen erst von hier aus in die Welt. Unter diesen Produkten stehen die Gurken obenan. In einem der Vorjahre wurden seiten seines einzigen Händlers 800 Schock pro Woche verkauft. Das würde nichts sagen in Hamburg oder Liverpool, wo man gewohnt ist, nach Lasten und Tonnen zurechnen, aber ‚jede Stelle hat ihre Elle’, was erwogen für diese 800 Schockeine gute Reputation ergibt.“ Flämische Tuchmacher wurden im 16.Jahrhundert nach Brandenburg geholt, um das Leinen zu verarbeiten. Sie brachten den Gurkensamen mit. Das war jedoch nur die halbe Miete. Den spezifischen Geschmack erhalten die Spreewälder Gurken durch den humusreichen, nassen Boden und die Veredlung mit verschiedenen Gewürzen (unter anderem Basilikum, Zitronenmelisse, Wein-, Kirsch- oder Nussblätter). Die Zubereitung ist jedoch Familien- und Betriebsgeheimnis. Kenner können angeblich eine echte Spreewälder Gurke hören. Beim Reinbeißen muss es richtig laut „Knack!“ machen. Ein dumpfer Ton dagegen verrät das Plagiat. Heute konservieren nur noch einige wenige Firmen das grüne Gemüse traditionell (mit Knackigkeitsgarantie): Die frischen Gurken bekommen einen Aufguss aus Wasser, Salz sowie frischen Kräutern und lagern dann für etwa drei Wochen unter Luftabschluss. Auch frisch sind die Spreewälder Gurcken ein Genuß: in der Sorbischen Gurkensuppe. Die Herstellung dieses leckeren Sommergerichts ist simpel: Frische gesalzene Gurkenscheiben eine Stunde im Kühlen durchziehen lassen, kalte Sauermilch mit Sahne dazugeben. Das Ganze mit Zucker, Borretsch und Pfeffer abschmecken. Dill drüber. Fertig.
Natürlich wird auch Getreide angebaut. Über eine halbe Million Hektar. Vorzugsweise der anspruchslose Roggen sowie Winterweizen und Wintergerste. In der Niederlausitz backt man aus deren Mehl Plinsen. Eine Plinse (von sorbisch plinc ) ist ein runder Eierkuchen in Pfannengröße, der aus einem aus Eiern, Salz, Milch und Mehl angerührten Teig beidseitig goldgelb gebacken wird. Oft wird Quark (Quarkplinsen) oder Buttermilch (Buttermilchplinsen) hinzugegeben. Man kann die Plinsen auch mit Zucker und Zimt, Apfelmus, Marmelade, Konfitüre, Nuss-Nougat-Creme oder herzhaft mit Käse, Schinken, Gemüse warm oder kalt essen.
Auf den Äckern Brandenburgs gedeiht auch der Flachs recht gut. Er stellt keine besonderen Ansprüche an den Boden, lediglich staunasse Standorte verträgt er nicht. Daher ist das aus seinem Samen gepresste Leinöl traditionell das Öl der Region. Leinsamen gehören (zusammen mit Gerste, Weizen, Linsen und Erbsen) zu den fünf frühesten Agrarpflanzen des eurasischen Kulturkreises in der Jungsteinzeit. Frisch - und natürlich kaltgepresst - schmeckt das Öl leicht nussig und heuartig, wird aber bald dumpf und bekommt eine fischige Note. Insbesondere in der Lausitz wird Leinöl (Lausitzer Leinöl) in milchhaltigen Speisen wie Quark mit Kartoffeln oder Pellkartoffeln, Gurkensalat oder sauren Hering in Sahnesauce verwendet. Durch die Ölschicht auf den Milchspeisen werden diese nicht so schnell sauer, ein Umstand, der früher im Sommer intensivgenutzt wurde. Kartoffeln mit Quark, Schalotten und Leinöl sind in der Lausitz eine beliebte Speise.
Neben viel Sand bietet Brandenburg auch viel Wasser. Die Brandenburger Küche ist wegen der zahlreichen Binnenseen sehr reich an Fisch und (inzwischen wieder) Krebsen. Hechte, Zander (Havel-Zander), Aale, Plötzen, Forellen, Karpfen (Peitzer Karpfen), Barsche und Rotfedern gehen hier den Fischern ins Netz und landen später auf den Tellern. Eine typische Zubereitung ist die Kombination mit der Spreewaldsauce: Aus der Fischbrühe und heller Mehlschwitze wird eine weiße Grundsauce hergestellt, die mit Butter, Sahne, Petersilie und Dill verfeinert wird. Auch wenn sie der französischen Béchamelsauce ähnelt, soll sie nicht auf die Hugenotten zurückgehen, sondern älteren, regionalen Ursprungs sein. Fontane schrieb zur Spreewaldsauce: „Das wäre kein Spreewaldsmahl, wenn kein Hecht auf dem Tisch stände, und das wäre kein Hecht, wenn ihn nicht die berühmte Spreewaldsauce begleitete, die mir wichtig genug erscheint, um hier das Rezept in seinen äußersten Umrissen folgen zu lassen. Das Geheimnis dieser Sauce ruht in der kurzen Formel: wenig Butter, aber viel Sahne.“
Beliebt ist auch das von schlesischen Zuwanderern mitgebrachte Rezept für Karpfen polnisch mit Rosinen, Bier, Gemüse und Lebkuchen. Über die Zubereitung von preußischem Salzkarpfen kann man in einem alten Kochbuch von 1817 lesen: „Er wird aus dem Salze gekocht, aber nicht Wasser, sondern Weißbier darauf gegossen. Wenn er im Kochen ist, so thut ein oder der zwey klein geschnittene Petersilienwurzeln daran, imgleichen ganzen Pfeffer, ganze ausgepellte Cardamomen, viel ganze Muscatenblumen, und laßet ihn damit gar kochen.“ Die Kleine Maräne – sie gehört zu den lachsartigen Fischen und ist mit der Forelle verwandt – wird oft über Buchenholz geräuchert, ehe sie auf denTisch kommt. Bei der Uckermärker Fischsuppe muss man sich nicht für eine Art entscheiden: Verschiedene Süßwasserfische aus den zahlreichen Gewässern der Region werden hier mit Rübengemüse zum Eintopf verarbeitet.
Auch Krebse kommen wieder auf den Teller. Berlin und Brandenburg waren bis 1930das krebsreichste Gebiet Deutschlands. Durch die 1870 erstmals aufgetretene Krebspest wurden die europäischen Bestände an Edel- und Sumpfkrebsen fastvollständig ausgerottet. Sie konnten auch nicht neu gezüchtet werden, weil sie immer wieder von der Krankheit befallen wurden. 1880 wurde erstmals der amerikanische Flusskrebs in der Oder ausgesetzt, der sich schnell in Spree, Havel und umliegenden Seen ausbreitete. Dieser Krebs war kleiner im Wuchs und der essbare Fleischanteil geringer. Er wurde bekannt unter den Namen Havel-, Oder- und Flusskrebs.
Auch die Vieh- und Weidewirtschaft kommt nicht zu kurz: die Brandenburger Landente, das Uckermärker Rind, das Havelländer Apfelschwein und das Ruppiner Weidelamm. Spezialität der Uckermark ist der bereits erwähnte Kloppschinken, ein panierter Koch- oder Räucherschinken. Ein simples Rezept, das allerdings etwas Geduld braucht. Geduld? Nun ja: Die dicken Scheiben (Räucherschinken ist salziger) mit Milch übergießen und mit Muskatwürzen. Gaaanz lange - etwa drei Stunden - im Kühlschrank vor sich hinmarinieren lassen. Danach wie Wiener Schnitzel behandeln. Sollte Jedermann können, der eine Kochplatte sein Eigen nennt. Beilagen je nach Gusto. Ich würde Pellkartoffeln und Treptower Rübchen nehmen.Oder Gestovte Wruken: Steckrüben und Möhren mit Mehl und Majoran gegart – aber bitte darauf achten, das es nicht matschig und pampig wird.
Für Leute, die das besondere Geschmackserlebnis suchen: Schwarzsauer. ein traditionelles Gericht der einst armen Uckermark. Es hat heute jedoch kaum noch Liebhaber - aber die Verwertung des ganzen Tieres ist wieder im Kommen. Das Rezept geht so: Gemischtes Gemüse wird mit Hühner-oder Entenblut aufgegossen, die abgehackten Pfoten mit Därmen umwickelt und beigerührt. Nur Mut!
Wo viele Weiden sind, da ist leckerer Käse oft nicht weit. Sechshundert Milchwirtschaftsbetriebe gibt es in Brandenburg. Erst seit kurzer Zeit entwickelt sich jedoch eine Käsekultur. Aus der Uckermark kommt der Uckerkaas. Der Kuhmilchkäse nach Goudaart kam erst 1994 hierher mit dem „nederderlandse kaaskop“ Pieter Wolters und wird nach holländischer Tradition hergestellt. Unter den rund dreitausend weltweit bekannte Käsesorten ist jedoch nicht eine originär aus Brandenburg. Schade eigentlich.
In Brandenburgs Wäldern geht es Wild zu. Ich versuche mich mal als Werbetexter. Meamaxima culpa. Doch die Begeisterung ist echt, der Hintergrund simpel: Brandenburg gehört den wald- und wildreichsten Bundesländern. Wer eine ethisch bedingte Allergie gegen Massentierhaltung hat und gerne auf all die tierproduktionstypischen Zusätze (Hormone, minderwertiges Kraftfutter, Antibiotika …) verzichtet und außerdem hochwertiges und kalorienarmes Fleisch mag, der ist ist als Fleischfresser hier am richtigen Ort. In den waldreichen Gebieten Brandenburgs wie der Schorfheide, in der Niederlausitz und dem Hohen Fläming gibt es gute Wildgerichte. Und zu Wild aus dem Wald geht immer Pilze aus demselben: Pfifferlinge, Maronen und Steinpilze wachsen in den Wäldern reichlich.
Und wenn der Brandenburger Süßes will? Brandenburg ist berühmt für seine Kuchen und Nachtische. Das demi-glace à la Pückler hat sich inzwischen von derLausitz um die ganze Welt verbreitet. Es ist nach dem Parkgestalter und Reiseschriftsteller Hermann von Pückler-Muskau (1785–1871) benannt. Das älteste bekannte Rezept stammt von dem Königlich-Preußischen Hofkoch Louis FerdinandJungius, der Pückler 1839 in seinem Kochbuch ein dreischichtiges Sahneeis widmete. Dessen Hauptbestandteile waren geschlagene Sahne, Zucker und frische Früchte oder im Winter Konfitüre, die in einer Form in Schichten angeordnet waren. Wegen des hohen Fettgehalts der Sahne gefriert die Masse nur halb. Daraus entwickelte sich später eine Zubereitung aus Schokoladen-, Erdbeer- oder Himbeereis und einer mit Maraschino aromatisierten hellen Makronen-Eis-Masse. Die heute als Fürst-Pückler-Eis bezeichnete Spezialität ist in der Regel eine Kombination von Schokoladen- und Erdbeer- oder Himbeer- mit Vanilleeis.
Die Lieblingssüßspeise der Niederlausitzer sind Hefeklöße mit Blaubeeren. Dazu braucht man neben Hefeklößen nur Blauberkompott und gesalzene braune Butter, in die die Klöße getunkt werden. Auch aus der Niederlausitz kommt die Holundersuppe (Holunderbeeren durch ein Sieb passieren) mit Früchten (Äpfel und Pflaumen). In der Hausapotheke wurde sie auch verwendet, um das Fieber zu senken.
Was in der Niederlausitz Blaubeerklöße sind, ist im Fläming der Klemmkuchen. Die Mehlspeise brachten Flämische Einwanderer mit, die im 12./13. Jahrhundert nach der Gründung der Mark Brandenburg durch Albrecht den Bären im Jahr 1157 in hoher Zahl den Fläming besiedelten. Die waffelartigen Klemmkuchen werden noch heute beigrößeren Familienfeiern und zur Fastnacht nach traditioneller Art im Klemmkucheneisen auf offener Flamme gebacken. Das Backen der Kuchen ist Schwerstarbeit, da die bis zu vier Kilogramm schweren Zangeneisen während des Backens zusammengedrückt, also „geklemmt“ werden müssen. Roggenmehl, Wasser, ausgekreschter Speck und etwas Salz und Pfeffer waren früher Zutaten für den dünnflüssigen Teig. Das einfache und lange haltbare Gebäck war ursprünglich eine Fastenspeise. Heute fallen die Zutaten deutlich üppiger aus. Butter und Zuckerfehlen selten bei den einst platten Kuchen, die inzwischen oft zu Tüten gerollt und mit Sahne gefüllt werden.
Im Nordosten ist das Uckermärker Apfelbrot beliebt. Es wird in einer Kastenform zusammen mit der Frucht, Rosinen und Nüssen gebacken und mit Butter bestrichen gegessen. Besonders schmackhaft ist es, wenn es warm aus dem Ofen kommt. Allerdings hält es sich auch recht lang. Sein Geheimnis: Die Äpfel mit dem Zucker, den Rosinen und den Haselnüssen in einer Schüssel verrühren und über Nacht gutdurchziehen lassen. Das Mehl mit Backpulver vermischen, anschließend unter die Apfelmasse rühren – dann rein in den Kasten und ab in den Backofen.
Noch viel gesünder ist Leinölcreme zum Frühstück. Die Herstellungskunst besteht darin, Quark und Leinöl so gut zu schlagen, dass die Öl und Eiweißmoleküle zu einer Einheit werden. Ist das gelungen, kommen Milch und Gewürze wie Vanille, Zimt, Safran und natürlich Honig hinzu. Wer es fruchtig mag: gerne auch mit Himbeeren oder Blaubeeren. Es geht aber noch einfacher: Frühstücksbrötchen in frisches Leinöl (das Öl ist eine Diva und verträgt weder Erschütterung noch Wärme und Licht) und Zucker dippen.
Und was trinkt der Brandenburger? In Brandenburg gibt es verschiedene Brauereien. Um das von der Klosterbrauerei Neuzelle schwarz eingefärbte Biergab es einen jahrelangen juristischen Streit, weil die Landesregierung der Brauerei untersagen wollte, das Getränk unter der Bezeichnung Schwarzbier zu vermarkten. Eine ehemals blühende Biermetropole war Bernau. Allerdings wurde das „Bernauer Bier“ zuletzt in Berlin-Friedrichshagen hergestellt. Um die Stadt Werder (Havel) herum wird viel Obst angebaut und zu Obstweinen weiterverarbeitet. In verschiedenen Brennereien werden auch gute Obstbrände produziert.
Wenig bekannt: Vom Mittelalter bis in das 19. Jahrhundert hinein wurde in Brandenburg an vielen Orten auch Weinbau betrieben. Rheinländer und Franken brachten im 12/13. Jahrhundert die Weinpflanze mit. Bis ins 19.Jahrhundert undv ereinzelt darüber hinaus existierten Rebflächen in den trockensten und sommerwärmsten Gebieten entlang von Oder und Neiße, im Havelland, in der Umgebung des Schwielochsees sowie an der mittleren Elbe und unteren Schwarzen Elster. In Guben, wo seit 1280 der Weinbau jahrhundertelang zu den wichtigsten Erwerbsquellen der Bürgerschaft gehörte, wurden erst erst 1930 die letzten Rebflächen gerodet. Auch danach ist die Weinrebe nicht gänzlich aus Brandenburg verschwunden. Vielerorts wurde sie an Haus-, Stall- und Scheunenwänden an Spalieren gezogen. 1985 lebte diese Tradition wieder auf. Seit 1985 wird in Werder/Havel wieder ein gewerblicher Weinbau betrieben. Auf Initiative der damaligen Gärtnerischen Produktionsgenossenschaft Obstproduktion Werder wurde auf einer traditionsreichen Weinbergsfläche am Werderaner Wachtelberg etwa fünf Hektar aufgerebt. Seit 1990 entstanden auch an vielen weiteren Standorten (zum Beispiel Südhang des Klausbergs in Potsdam und in der Niederlausitz) Weinberge. Seit 2009 ist „Brandenburger Landwein“ bundesweit anerkannt.
Sollten Sie zu sehr geschlemmt haben, dann greifen Sie zum Zinnaer Klosterbruder, einem traditionsreichen Likör, hergestellt aus einer Vielzahl heilkräftiger Kräuter. Der süße halbbittere Kräuterlikör wurde 1759 von dem Gastwirt Johann Christian Falckenthal in Luckenwalde erstmals hergestellt. Der Überlieferung zufolge geht er auf ein Rezept eines Mönchs des früheren Kloster Zinna im Fläming zurück. Seit 1997 erfolgt die Herstellung des Likörs in einer für Besucher zugänglichen Schaudestille in der historischen Anlage des Klosters Zinna.
Abschließend noch ein Tipp: Gute regionale Küche wird dort serviert, wo das zertifizirte Logo „Brandenburger Teller - frisch von hier und lecker“ mit Serviettenrolle ,Kräuterstrauß und einer Gabel als Ausrufungszeichen angebracht ist. Eine Jury aus ausgewiesenen Fachleuten prüft die Gerichte. Garantiert werden die Verwendung von regionalen Zutaten und die frische Zubereitung.